Hallo Ihr Lieben,

wir sind bei super Segelwetter unterwegs in Richtung Fiji. Mein Herz und meine Gedanken habe ich allerdings in Samoa gelassen. In Savusavu, einem kleinen Staedtchen auf Vanua Levu in Fiji werden wir von Seglerfreunden erwartet, die ein Abendessen arrangiert haben. Es sind  Franzosen, Schweizer, Schweden, Japaner und Deutsche, ein nettes Grueppchen, das sich aber bald wieder in alle Winde verstreut. Wir muessen noch bleiben, weil der Kettenlauf an unserer Ankerwinsch repariert werden muss. Leon, ein Suedafrikaner, erledigt das. Und der arme Uli hat sich ein Andenken aus Samoa mitgebracht. Denguefieber, das ihn eine Woche ausser Gefecht setzt. Ich vergnuege mich derweil auf einem fremden Schiff aus meiner Heimatstadt Wilhelmshaven, das auch hier liegt. Wie klein doch die Welt ist! Savusavu erschrickt mich nach Samoa ein wenig. Fijis sieht man kaum, dafuer wimmelt es von Indern und die blicken ziemlich duester und traurig in die Welt. Vergeblich suche ich das samoanische Lachen und die Leichtigkeit. Ich bin enttaeuscht, auch wenn wir uns ein kleines Stammlokal erobert haben. Es gehoert einer Deutschen, mit der ich Buecher tauschen kann. Da ich sehr gerne mit den lokalen Bussen fahre, entschliessen wir uns, damit  die Hauptstadt der Insel Lambasa zu besuchen.

Morgens um 8 Uhr geht es los. Der Bus-Aufbau ist aus Holz, ebenso die Sitze. Die Fenster haben keine Scheiben; um den evtl. Regen abzuhalten haengen aufgerollte Plastikplanen ueber den Fensterrahmen. Wir sind gut vorbereitet mit Schal und Muetze, denn bei einer 3-stuendigen Tour hat man sonst hinterher leicht einen dicken Kopf. Zu sehen gibt es unterwegs wunderschoene gruene Regenwaelder, viele kleine Doerfer und grosse Zuckerrohrplantagen. Leider war die Endstation Lambasa so grauslig mit noch mehr Indern, dass der naechste Bus uns schleunigst zurueck nach Savusavu gebracht hat.

Uli ist wieder fit und wir segeln in Richtung Yasawa-Inseln. Auf dem Weg dorthin dampft ein Vulkan eine maechtige Wolke in die Luft. Fuer mich faszinierend. Ich will immer Feuer sehen! Ueber Nacht ankern wir wegen der Riffe vor einem kleinen Doerfchen. Prompt tickert Truant nachts bei Ebbe gegen die Korallenkoepfe. So ein Mist! Hoert sich schrecklich an und macht Angst. Am naechsten Morgen haben wir es eilig wegzukommen, denn die naechste Ebbe kuendigt sich an.

Die Nacht rueber durch das Bligh Water Meer zu den Yasawas ist beeindruckend. Rechts, links und hinter uns stehen drei maechtige Gewitter. Ich habe Wache und ein Erlebnis, das ich wieder mal nicht so schnell vergessen werde. Beim Hantieren im Cockpit (die Nacht ist mondlos) wird es auf einmal taghell. Ich schaue zum Vordeck und eine riesige Sternschnuppe zischt runter und explodiert zum Greifen nahe in tausend Teile. Waere der Wind nicht so laut gewesen, haette ich bestimmt das Wasser platschen hoeren. War unheimlich!

Bei Sonnenaufgang kommen die Inseln in Sicht. Wunderschoen liegen sie im Morgenlicht vor uns. Eine Mischung aus Las Perlas (weisser Sand und schwarze Felsen), Galapagos (ebenso karg) und Kuna Yala/Panama (einsame Inseln mit wunderschoenen Riffen und Korallen). Wir steuern unsere erste einsame Bucht an, schwimmen und vertreten uns die Beine. Diese Ruhe! Zwei Tage spaeter geht es zur Blue Lagoon, wo die gleichnamigen zwei Filme gedreht wurden. Hier sind einige Urlaubs-Ressorts und es ist nichts fuer uns. Also weiter in die naechste einsame Bucht auf der naechsten Insel. Sie ist mal wieder traumhaft schoen und anders als sonst. Eine mannhohe Grassteppe laesst uns verschwinden und wir marschieren quer ueber die Insel zum Aussenriff auf der anderen Seite. Leider ist dort die Stroemung und der Schwell so stark, dass an schnorcheln nicht zu denken ist. Also gehen wir spazieren und treffen auf eine Ansiedlung, in der eine 8-koepfige Familie wohnt. Wir unterhalten uns mit vier jungen Maennern der Familie. Immer kommen wieder die Fragen woher, wohin, wielange usw. Sie sind sehr interessiert an uns und wollen ein paar Worte in deutsch, englisch, spanisch und italienisch lernen. Uli bemueht sich mit "Guten Tag" "Auf Wiedersehen" und solchen Worten. Ich hoere eine Weile zu und habe dann die Jungs auf meiner Seite, denn ich bringe ihnen bei "Ich liebe Dich" zu sagen. Dagegen hat Uli keine Chance. Sie bemuehen sich sehr und als wir gehen, bepackt mit Papayas und Kokosnuessen, koennen alle diesen wichtigen Satz fliessend sprechen. "Ich liebe dich" rufen sie hinter uns her und lachen ihr typisches Fijilachen, kein Samoalachen, das ist viel lauter und frecher. Die Fijis sind zurueckhaltender und fast etwas schuechtern.

Auf der Suche nach weiteren schoenen Buchten und Inseln verlassen wir "John und Nelsons Eiland" um meine Geburtstagsinsel zu finden. Und wir finden sie etwas weiter suedwaerts: Waya. Kleine Buren am weissen Strand sehen sehr einladend aus. Der Anker faellt und was finden wir? Ein kleines Ressort von Einheimischen gefuehrt. www.octopusresort.com . Herzlich werden wir empfangen und es spricht sich schnell herum, dass ich mein Geburtstagsessen dort einnehmen moechte. Alle sind begeistert und erzaehlen, was ich zu essen bekomme. Auch Uli ist rundum gluecklich, denn wir wussten ja vorher nicht, ob wir dort irgendwo feiern koennen.

An meinem Geburtstag wache ich auf und bekomme den Computer an's Bett gebracht. Die erste Post, richtig schoen. Wir machen uns fertig fuer den Landgang. Gratulation von allen Seiten mit viel Streicheln und ganz freundlichen Gesichtern. Anschliessend Wanderung in ein Dorf. Fuer den Haeuptling haben wir eine Kavawurzel als Geschenk dabei und werden zu einer Kavazeremonie eingeladen. Mit Geklatsche und Singsang trinken wir unser Schaelchen leer. Dann werden noch ein paar Nettigkeiten ausgetauscht und als sie hoeren, dass ich Geburtstag habe, geht das Haendeschuetteln und Herzen von mindestens 30 Personen wieder los. Ich komme mir vor wie auf Wolke sieben und kann gar nicht glauben, dass man soviel Liebe geben kann. ....und ich kann sie auch annehmen! Nach dieser feierlichen Aufnahme duerfen wir uns jetzt frei auf der Insel bewegen. Unser Weg fuehrt zum Strand und wir glauben, hinter dem Kap liegt unsere Ankerbucht. Knoecheltief sinken wir in den Sand und der Weg ist beschwerlich. Danach kommen zur Spitze des Kaps hin Steine und Felsen, die wir wie Gemsen bewaeltigen. Aber hinter dem Kap ist nicht unsere Bucht. Dann aber hinter dem naechsten Kap und wieder nichts. So geht es 5 Stunden lang. Als unsere Bucht dann endlich kommt, kann ich den restlichen Weg am Strand kaum noch schaffen. Wie ein Papa treibt Uli mich an, immer mit Aussicht auf ein Bier! Und das schmeckt dann wie Champagner. 

Zeit fuer's Dinner im Octopus-Ressort mit Judy und Ron aus Sidney und Maureen und Wayne aus Neuseeland, die hier Urlaub machen. Auf den Tischen stehen Petroleumlampen. Die Palmen und das Meer rauschen und die Sonne ist gerade untergegangen. Vom Grill betaeuben uns die Duefte. Es gibt ein Bufett vom Feinsten. Frische Salate, Suppe, Knoblauchbrot, Kartoffelauflauf, Garnelenspiesse, Muscheln, Krakenarme und Fisch gegrillt und roh in Kokosmussmilch. Wir platzen fast. Zum Abschluss brauche ich an der Bar unbedingt noch einen Cocktail und Uli natuerlich auch einen Muchito, der hier Mosquito heisst. Die zwei suessen Barkeeper wollen uns noch mehr zur Feier des Tages spendieren, aber irgendwann winken wir ab sonst kommen wir nicht mehr heil an Bord. Zum Glueck scheint der Mond.

Auch heute, am Tag nach meinem Geburtstag, bekomme ich eine Latte Glueckwuensche per email, weil wir 10 Stunden voraus sind. Also, immer noch Geburtstag! An Land kommen wieder alle Frauen und herzen und streicheln mich und wollen wissen, wie es mir geht und ob es schoen war gestern. Ueber meinen schoensten Geburtstag habe ich  tatsaechlich Samoa  etwas vergessen. Aber es bleibt in meinem Herzen. Wir verabschieden uns und werden wie jeder Ressort-Urlauber, der geht, vom Strand aus besungen mit den besten Wuenschen. Gaensehaut laeuft ueber mich. Nachdem der Anker oben ist, heisst es schnell wieder auf die Riffe konzentrieren. Ist auch gut so, sonst stellt sich eine Melancholie ein, denn wir muessen ja immer wieder Abschied nehmen.

Nun liegen wir ganz im Sueden von Waya in unserer letzten Bucht der Yasawas. Wo ist der Monat Fiji geblieben? Wir sind so schoen getingelt und haben "Fiji-Time" genossen. Morgen geht's rueber zur Hauptinsel Viti Levu zum Ausklarieren nach Vanuatu. Die Zeit draengt wegen der Wirbelstuerme, sonst wuerden wir noch bleiben.

Euch wuenschen wir einen schoenen Altweibersommer und lasst Euch nicht hetzen. Macht auch oefter "Fiji-Time"!

Alles Liebe!