Hallo Ihr Landratten,

die 837 nm nach Galapagos waren die schoensten bestaendigsten Segeltage, die wir bisher hatten. In flotter Fahrt zwischen 6 und 8 Knoten ging es suedwestwaerts. Der Himmel strahlte in tiefem Blau. Mitten auf dem Pazifik gab es ein Stelldichein zur Sundowner-Zeit. LOMA kam laengsseits und fischte von uns 3 Dosen Bier ab, 3 Dosen KALTES Bier! Leider gibt es naemlich auf LOMA keinen Kuehlschrank. Aber Not macht erfinderisch und beide Schiffe segelten zum Sundowner nebeneinander her. Ein Erlebnis so mitten in der Wasserwueste. 

Am 26.3.2007 um 3.15 Uhr wurde mit Getute und Gefunke (LOMA fuhr wieder neben uns) die Grenze zur suedlichen Halbkugel ueberschritten. AEQUATORTAUFE! Ich habe mit Neptun getanzt und Uli mit der Seehexe. Fotos und eine Taufurkunde von Neptun persoenlich belegen es . Danach noch ein Bier und dann ist Uli ins Bett gefallen. Ich habe den Rest der Nacht auf  meiner Wache gelesen und dann fuers Fruehstueck Grapefruits von unseren 14 kg ausgepresst. Ein Blick nach draussen hat mich an den heimischen November erinnert. "Nebel, Nebel, Nebel. Wo ist das Haus, wo ist das Auto?......"  (aus dem Lesebuch der 1. Klasse unserer Kinder). Jetzt wurde uns klar, dass wir nur 5 Tage Fruehling und gleich anschliessend in den Herbst gesegelt sind. Der Sommer wurde uns beim Aequatoruebertritt  geklaut.

Nun zu der davor liegenden Nacht, in der wir eigentlich den Aequator haetten passieren wollen. Wir waren am Samstag gut unterwegs, als uns mitten auf dem Ozean Bojen stutzig machten, die es eigentlich hier nicht geben sollte. Laut Radar war quer ueber unseren Kurs ein mindestens 10 km langes Fischernetz gespannt. Trotz vorsichtiger Durchfahrt durch zwei Bojen blieb das Netz irgendwo am Unterwasserschiff haengen. Eine Boje (in Form eines kleinen Kanisters) rauschte im Heck hinterher und die zweite machte auch Anstalten. Aber dann, flupp, hatten wir uns befreit. Die sogenannten Bojen rutschten wieder an ihren Platz. Eine Meile hinter dem Netz lungerten 3 Fischer in einer kleinen Nussschale mit Aussenborder direkt in unserem Kurs. Wir mussten ausweichen und als wir auf gleicher Hoehe waren, kamen sie anmotort. Wir hatten schon die Signalpistole bereit liegen, denn das war alles nicht normal. Mit 3 Bier und einer Schachtel Zigaretten waren sie aber dann zufrieden und hauten ab. Den Sachverhalt gaben wir LOMA ueber die Funke durch, die 3 Stunden spaeter in Dunkelheit diesen Punkt passieren sollte. In Dunkelheit ohne Mondlicht! Auch sie pirschten sich vorsichtig ran, sassen aber dann in der Falle. Das Netz hatte sich um die Schraube gewickelt und im Ruderblatt verhakt und das alles bei pechschwarzer Nacht. In der Naehe hoerte man einen Wal das Wasser auspusten.  Der Motor durfte wegen der Schraube nicht angestellt werden. Mist! Auch wir konnten nicht wieder bei Nacht zurueck, sonst waeren wir evtl. in die gleiche Falle gefahren. Haben den Motor ausgestellt und sind beigedreht. Etwa 1 Meile neben uns duempelte noch ein etwas groesseres Fischerboot und auf der anderen Seite war noch schwach eins zu erkennen. Seltsam, seltsam, denn irgendwo habe ich gelesen, dass hier Fischen weitraeumig um Galapagos tabu ist.

LOMA hat derweil versucht vom herabgelassenen Beiboot aus (halb im Wasser bei stockdunkler Nacht), die Taue wegzuschneiden. Hier wimmelt es von Haien und nachts sind sie am jagen. Waehrend die zwei da am arbeiten waren, hatten sich 3 kleine Fischerboote etwa 200m von ihnen entfernt aufgestellt. Normalerweise ist man sich auf See behilflich, aber die taten nichts und loeschten auch noch ihre Lichter. Auch ein Grund fuer die LOMAs, noch nervoeser zu werden. Der Wal  prustete immer noch in der Naehe. Nach 4 oder 5 Stunden waren sie lose und konnten (nach 2 weiteren Netzberuehrungen) mit einem Windhauch Kurs auf uns nehmen. Erleichtert nahmen wir nach einer Umrundung von LOMA  im Schneckentempo den  alten Kurs wieder auf, denn LOMA's Propeller konnte erst bei Tageslicht geprueft werden. Gut, dass wir zusammen los sind, denn so alleine, manoevrierunfaehig auf dem Ozean ist nicht lustig (2 Knoten NW Strom haette ein Schiff an Galapagos vorbei getrieben). Was war  das fuer eine Seemannschaft der Fischer?!  Die muessen sich doch gewundert haben, was da los war. Normalerweise greift man zumindest zur Funke und nimmt die Anrufe auf Kanal 16, die von LOMA kamen, entgegen. War alles komisch und es stimmte hinten und vorne nicht. Solche Netze direkt an der Wasseroberflaeche und dann mitten auf dem Ozean darf es gar nicht geben. Nun werden wir uns endgueltig eine Machete kaufen. Na ja, Ende gut, alles gut. Es waren wahrscheinlich die Piraten, die Hammerhaie wildern und die Haifischflossen fuer viel Geld verkaufen. In den Buechern habe ich davon gelesen. Haette boese ausgehen koennen. Als Belohnung hatten wir, nachdem Maschine und Propeller von LOMA als ok befunden wurden, wieder einen traumhaften Segeltag.

Ich sass in Gedanken versunken hinten auf der Backskiste, meinem Lieblingsplatz, Sonne und Wind waren angenehm und ploetzlich waere ich bald von der Kiste gefallen. Ein ohrenbetaeubendes Geraeusch wie ein D- Zug in einem Meter Entfernung liess mich voellig erstarren. Uli kam rausgesprintet. Direkt neben der Bordwand schoss ein ganz grosses Exemplar von Orca (Killerwal) entlang und spie sein Wasser aus. So nah, dass ich nass wurde. Uns blieb der Mund offen. Hinter dem Boot schwammen noch drei Orcas und gingen in Boegen durchs Wasser. Wir konnten sie ganz sehen, die Free Willys. Der weisse Bauch, das schoene Gesicht, fast wie ein Delphin von 8 bis 10 m Laenge und die fast 2 m senkrechte Schwertflosse. Wir hatten schon davon gelesen, dass sie ab und an Schiffe angreifen, aber TRUANT war denen dann wohl doch zu hart.

Am Montag, 26.3. gegen Abend sind  TRUANT 2 und LOMA in einer ruhigen Bucht von Galapagos, Nordspitze Isla San Cristobal, angelandet - nach 8 Tagen und 9 Stunden seit San Jose, Islas Perlas, Panama. Begruesst wurden wir von einem putzigen kleinen Seehund, der um die beiden Boote schwamm, sich mit der Flosse den Bauch kratzte und interessiert alles bestaunte. Abends gab es natuerlich den Sundowner mit LOMA zusammen. Wolfgang und Silvia brachten ein Geschenk fuer uns mit. Eine Flasche Weisswein mit einigen Resten aus dem Fischernetz mit Haken dekoriert und der Aufschrift: "Pannenhilfe - Danke!".  Die Flasche wird fuer besondere Gelegenheiten aufgehoben. Heute gab es nur Bier und wir haben zeitig Schluss gemacht, denn die Nachtwachen schlauchen. Es wurde am Abend sehr feucht und kalt. Fuer uns was ganz neues, hat mit dem Humboldtstrom (Wassertemperatur nur 21 Grad!) zu tun. Es ist mal wieder schoen, sich im Bett in eine Ueberdecke zu kuscheln. Kennen wir ja nicht mehr. Auch tagsueber ist es nicht so heiss, richtig angenehm.  Die naechsten 2 Tage haben wir uns zum Ausruhen in dieser stillen geschuetzten Bucht gegoennt. Ist schon komisch, dass es so direkt unter dem Aequator kuehler ist, als in anderen tropischen Gebieten. 

 Am naechsten Morgen kamen Fischer vorbei und tauschten mit uns Pulverkaffe con Leche gegen einen Riesenfisch (Redsnapper). Die "Fressorgie", Fisch satt, Salzkartoffeln, geroestete Zwiebeln und Knoblauchoel,  1 Flasche chilenischen Merlot, Ananas, Grapefruit und Apfel (frisch) plus Rosinen in Brandy, danach Espresso mit Brandy, hat 3 1/2 Stunden gedauert. Und das alles fuer lau! Morgen am 29.3. segeln wir durch den Nebel (den wir jetzt jeden Tag morgens haben) frueh in den Hauptort von San Cristobal zum Einklarieren.

So viel zu unserer Ueberfahrt.

Wir gruessen Euch ganz herzlich!