Liebe Familie, liebe Freunde,

endlich keine Krokodile mehr und kein Customs-Flugzeug ruft taeglich aus der Luft unsere Schiffsdaten ab und wohin und woher. Bunte Fischerboote flitzen uebers Meer und die Delphine fuehren ihre Kunststuecke vor. Indonesien hat uns! Gelegentlich soll es hier zu Scharmuetzeln gekommen sein und wir beaeugen die Fischer zunaechst sehr skeptisch, schliesslich kann man schwer zwischen Freund und Feind unterscheiden. Also Pfefferspray, Baseballschlaeger und die 20-mm-kalibrige Signalpistole (fuer den aeussersten Notfall) liegen bereit.

Die Kulisse des ersten Hafens Kupang auf Timor ist nicht sehr einladend, um nicht zu sagen rott. Sofort kommt Napa (Schiffsagent) an Bord und holt Reisepaesse und Bootspapiere. Er ist ein wenig zugeknoepft - nicht freundlich, aber auch nicht unfreundlich. Uli faehrt ihn zurueck an Land und bringt einen kleinen, staendig redenden Mann in einer uniform-aehnlichen Tracht mit  an Bord zurueck. Der Herr ist von der Quarantaene. Er schiesst sofort an mir vorbei ins Bootsinnere und macht sich an Schapps und Schraenken zu schaffen. Ihn interessiert ausschliesslich Whisky. Als wir solch einen Bestand verneinen und ihm eine Flasche billigen Wein unter die Nase halten, erklaert er, es seien zu wenig Prozente Alkohol drin. Er laesst sich aber nicht beirren und sucht weiter. Selbst die Plastikflasche mit Speiseoel wird getestet. Natuerlich haben wir Whisky an Bord und zwar tief versteckt in einer Backskiste, auf die seine erfahrene Nase dann schnurstracks zusteuert. "Aufmachen!" Mein Herz bleibt stehen und ich hebe so locker ich kann den Deckel. Zwei Kissen nimmt er raus und weil es Arbeit bedeutet mehr auszuraeumen, laesst er die Klappe wieder fallen. Buh, nochmal gut gegangen. Nun faengt unser kleines "Trueffelschwein" an um Geld zu betteln. Haben wir fuer ihn auch nicht, waren ja noch nicht an Land beim Geldautomaten. Unsere 1.5 Mio. Rupien (200 Euro) liegen gut versteckt im Kuechenschrank unter Fischdosen, die ihn bisher nicht interessiert haben. Ich hole mein Geldsaeckchen mit Restmuenzen aus aller Welt heraus und kippe sie auf den Tisch und bitte ihn sich zu bedienen. Unglaeubig schaut er mich an, holt seinen Geldbeutel raus und legt seine Muenzen dazu. Endlich glaubt er uns, dass wir arm sind und verlaesst mit Uli eilig das Schiff. Das war unser Empfang auf Timor; die Customs-Leute haben sich erst gar nicht sehen lassen - zuviel Aufwand fuer ein kleines Schiff.

Die Stadt Kupang ist laut, dreckig und voller rastloser Menschen. Trotzdem schauen wir uns in der Hitze um, derweil unsere Papiere fuer die Einklarierung von Napa zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt werden. Wir besuchen ihn zuhause und erfahren, dass Ramadan ist. Jetzt wissen wir auch, warum er so wenig redet. Seine Zunge klebt am Gaumen, weil er erst waehrend der Dunkelheit essen und trinken darf. Aber morgen ist Ramadan zu Ende und wir sind zu dem grossen Fest eingeladen. Unser Beiboot am Strand wird von Napas Freunden bewacht. Diese Freunde wollen uns am Strand Decken verkaufen zum ueblichen doppelten Einstandspreis. Wir winken ab. Der Haendler zu Uli: "Du musst handeln!" Also handelt Uli und setzt sehr tief an. Guenstig ersteht er eine schoene Decke. Der Haendler kratzt sich am Kopf und jammert. Gehoert alles zum Spiel. Ohne Handeln macht es eben keinen Spass.

Es ist Sonntag, Ende des Ramadan. Ueberall sehen wir festlich gekleidete Leute. Auch wir haben uns schoen gemacht, ganz zuechtig die Knie und Schultern bedeckt. Nur das Kopftuch fehlt mir! Das Fest im Haus von Napas Familie ist schon voll im Gange. Es geht sehr lebhaft zu und Geschnatter und Lachen erfuellt den kleinen Innenhof. Nachdem wir unser Geschenk abgegeben haben, werden wir bewirtet und ich muss mich konzentrieren, nicht die linke Hand (die schmutzige) beim leckeren indonesischen Essen zu benutzen. Die Verabschiedung von Napa verlaeuft ganz ruehrig. Irgendwie sind wir uns nach einer Woche naeher gekommen.

Unser naechstes Ziel ist Ende, eine kleine Stadt auf der Insel Flores. Die Ueberfahrt ist sehr ruhig und meine Angst vor den Piraten  vorbei. Diese kleinen zarten Indonesier schmeisse ich mit links ueber Bord, falls sie ungefragt an Deck kommen sollten. Nach der trockenen und etwas tristen Landschaft Timors ist Flores eine Augenweide. Ein Gruen in allen Toenen strahlt uns entgegen. Herrlich! Wir ankern vor der Stadt zwischen bunten Fischerdschunken. Mit dem Dinghy sieht es schlecht aus zum Anlanden, aber es gibt eine Jetty. Nur leider haben wir Niedrigwasser mit starkem Schwell und es bedarf einiger Akrobatik, um auf die Ausstiegsplattform am Ende der Treppe zu kommen. Die haengt naemlich in der Luft und ist vollstaendig mit glitschigem Seegras bewachsen. Es gibt kein Tau oder sonst eine Festhaltemoeglichkeit. Also alte Frau, mit Schwung rauf und bitte nicht an der anderen Seite gleich wieder runter. Unter Gegroele der Fischer lande ich wie eine Flunder auf dem Bauch auf der Plattform und kann mich gerade so im Glibber festkrallen. Der Captain geht natuerlich sauber und geschniegelt in die Stadt wie es sich gehoert und ich sehe aus wie Udine, Seegras von oben bis unten!

Die Stadt Ende hat einige sehr schoene Bauten und Parkanlagen, aber Dreck und Geruch am Markt vertreiben unseren Appetit etwas zu essen oder Lebensmittel einzukaufen. Auf der Suche nach einem Internet-Mobilfunkstick sind junge Leute behilflich und fahren uns mit ihrem Auto zwei Stunden kreuz und quer durch die Stadt. Vergeblich. Der einzige Stick auf der ganzen Insel ist bereits einer anderen Person versprochen. "Bitte Foto Mister" kommt aus allen Ecken von gross und klein. Wir fotografieren, unterhalten uns und lachen viel. Alle sind neugierig, denn hier kommt kaum mal ein Fremder durch. Auch wenn die Verstaendigung fast unmoeglich ist, geht es doch immer irgendwie. Die Leute sind einfach herzig und wir saugen die Freundlichkeit auf.

Nach den zwei anstrengenden Staedten freuen wir uns wieder auf Natur pur - auf die Insel Rinca. Eine karge Insel, auf der es fuer uns wieder spannend werden wird wegen der grossen Warane. Sie werden bis zu 3 m lang, entsprechend zweimal meiner Laenge, puh. Beim Einlaufen zieht der erste schon seine Runden am Strand. Kommt mir aber irgendwie klein vor.

Weil ich eine Nervenentzuendung im Gesicht habe, gehen wir vorerst nicht an Land und begnuegen uns mit unserem Logenplatz. Normale Schmerztabletten helfen mir nicht mehr, also mixe ich mir einen Cocktail aus Diclofenaco und Paracetamol. Er wirkt und ich stehe voll neben mir. Voll unter Droge! Nun schmerzfrei trauen Uli und ich uns am Morgen, bewaffnet mit einem Bootshaken und Besenstiel, an den Strand. Niemand da! Wir schlendern am Strand entlang in die naechste Bucht. Auch leer bis auf einen Baumstamm im Sand. Keine Gefahr, wir koennen uns bewegen. Und dann bewegt sich auch der "Baumstamm". Ein Riesenvieh stakst auf uns zu, laesst uns aber in einigen Metern Entfernung vorbei. Bombastisch! Urzeit! Wir schauen ihn uns in aller Ruhe an. Uraltes grossschuppiges Hautkleid, riesige Pranken mit langen Krallen, einen kraeftigen Schwanz, ein messerscharfes Gebiss und dazwischen eine ca. 20 cm gespaltene gelbe Zunge, die vor und zurueck schnellt. Damit schmeckt der Waran die Luft und nimmt uns wahr. Die Augen sind alt, weise und sehr flink. Irgendwie kommen wir uns vor, wie in der Sigfried-Sage. Immer ein Auge hinten schlendern wir weiter. Und ploetzlich kommen noch zwei Drachen aus dem Gebuesch und versperren uns den Weg. Unsere "Waffen" sind nichts wert. Sie ignorieren den Bootshaken und den Besenstiel und kommen immer naeher. Ich stehe schon im Wasser und es gibt nur eine Moeglichkeit uns zu wehren. Uli nimmt einen dicken Stein und der erste Wurf muss sitzen. Er sitzt auf der Stirnplatte und das Urtier weiss nicht so recht, was los ist und zieht sich zurueck. Der zweite Stein trifft auch und  der Dickwanst tritt ebenfalls den Rueckwaertsgang an. Nun kommt der dritte angaloppiert. Er ist irgendwie orientierungslos, weil er nicht weiss, was ist, warum die beiden anderen gefluechtet sind. Wir pirschen uns an ihm vorbei und machen uns geschwind auf den Rueckweg. Nur weg! Ein Blick zurueck laesst uns noch flotter laufen, denn der Dritte hat schon wieder Kurs auf uns genommen. Beine in die Hand, rein ins Beiboot und an Bord. Geschafft! Uli ist ganz erstaunt, mit welcher Gelassenheit ich alles hingenommen habe, wo ich doch sonst schon  bei grossen freilaufenden bellenden Hunden fast hysterisch werde. Tja, der "Cocktail" wars. Uebrigens sind meine Nervenschmerzen seitdem weg! Zwei Tage bleiben wir noch und zum Sundowner gibt's aus gebuehrender Distanz Hirsche, Wildschweine und Affen am Strand zu besichtigen; zwei wunderschoene majestaetische Seeadler kreisen in der Luft.

Nach kurzen Zwischenstops auf Komodo geht es 250 nm weiter nach Lombok. Eine kleine noch unbekannte neue Marina mit Moorings laedt zum Verweilen ein. Der Tourismus auf dieser Schwesterninsel von Bali spielt sich ca. 30 km entfernt bei Senggigi ab. Zu Fuss (wir brauchen dringend Bewegung!) lockt abends das schoenste Hotel der Insel, das Oberoi Hotel, zum Dinner. Hier bleiben keine Wuensche offen und Segler sind gern gesehen. In "unserem Dorf" koennen wir kleine Arbeiten an die Einheimischen vergeben, die gluecklich sind, wenn sie etwas Geld verdienen. So wird unser Beibootmotor ueberholt, die Waesche gewaschen und ich bekomme eine rundum Ueberholung in Form von taeglichen Massagen. Uli freundet sich mit den jungen Dorfmaennern an, die immer wenn sie koennen, am Strand auf der Gitarre zupfen oder trommeln. Zum Abschied kommen fuenf Jungens abends an Bord und singen ueber 5 Stunden schmachtende Lieder ueber ihre Heimat, Liebe und Leid. Andy, der huebsche Gitarrenspieler mit seiner sexy verrauchten Stimme laesst meine Knie weich werden. Selbst Uli erkennt neidvoll seine Ausstrahlung an. Die anderen Jungs improvisieren und benutzen eine Plastikschuessel, einen Eimer und Ulis Tabakdose als Trommel, auf die sie mit chinesischen Essstaebchen einschlagen. Der fuenfte Mann spielt Floete und Uli versucht auf der Mundharmonika die Tonlagen zu finden. Ein schoener Abend, ein schoener Abschied!

...und die Karawane zieht weiter. In der Ferne sehen wir die Berge von Bali und segeln vorbei. Urlauber von Bali, die sich Lombok angesehen haben, erzaehlten vom Touristenrummel dort und darauf haben wir keine Lust. Ich fiebere auf Borneo. Unterwegs sind wir wieder die einzige Abwechslung im tristen Fischeralltag. Aus Neugier oder Spass stellen sie sich direkt in den Weg. Anfaenglich waren wir irritiert und sind ausgewichen, aber jetzt machen wir das Spielchen mit und halten drauf. Der Staerkere gewinnt! Wir sind Stahl, sie Holz, also weichen sie im letzten Moment aus. So haben wir alle unseren Spass und winken einander zu - mit Daumen hoch.

Im Morgennebel taucht die Kueste Borneo am Horizont auf. Noch 16 nm den Fluss hoch (mit seinen zig quergespannten Fischernetzen!) ins Landesinnere nach Kumai. Die Luft wird immer dicker und schwueler. Fette Wolken haengen ueber der Stadt an der einen Seite des breiten Flusses und dem Dschungels auf der anderen Seite. Jemand kuemmert sich um unsere leeren Dieselkanister und organisiert einen Zweitagestripp in den Dschungel zu den Orang Utans. Am naechsten Morgen um 7 Uhr geht eine doppelstoeckige Dschunke laengsseits an TRUANT und wir steigen ueber. Ein Securitymann geht bei uns an Bord und bewacht unser Zuhause. Ich weiss nicht, wie ich es beschreiben soll, wie herrschaftlich wir in den Dschungel eingezogen sind. Ich werd es versuchen. Fuer zwei Tage gehoert uns die zweistoeckige hellblaue Dschunke mit 4 Leuten Personal.

Wir, Uli und ich sitzen wie Koenigs auf dem ueberdachten Oberdeck an einem massiven Holztisch mit zwei dazu passenden Stuehlen, die auf einem Teppich stehen. Zwei weitere "Thronstuehle" stehen fuer uns auf dem Vordeck und zwei Siestamatten laden zum Ausruhen ein. Gemaechlich tuckert das Boot durch einen Nebenarm des Flusses in den Urwald rein. Alle Nase lang wird uns ein koestliches Essen oder ein Drink serviert. Wir koennen nicht glauben, was uns passiert. Ist das Wirklichkeit oder nur ein Reise-Doku im TV? Vom Nebenarm des Flusses geht es in einen noch kleineren Seitenarm . Die ersten Affen springen von Baum zu Baum, kleine Krokodile liegen still im klaren Wasser (nana?) und die leuchtendbunten Voegel erwecken unsere Aufmerksamkeit. Hitze und die schon tropfnassen Klamotten nehmen wir gar nicht mehr wahr. An einem kleinen Anleger ist nach fuenf Stunden Endstation: Camp Leakey. Ein Orang Utan hangelt sich gleich am Steg hoch und begutachtet uns, werden fuer wuerdig befunden und duerfen sein Reich betreten. Nass und zugepackt mit langer Hose, ekeligen Socken und langaermeligem Hemd (Malariaschutz) geht es rein in den Urwald. Nicht weit, luemmeln sich  zwei Orang Utan-Weibchen auf dem Erdboden und lausen sich. Wir koennen ganz nah rangehen, wenn wir wollten, koennten wir sie sogar anfassen. Wir lassen es lieber, Rinca steckt uns noch in den Knochen. Schon ist auch ein Maennchen im Anzug und das wiegt 150 kg und damit wollen wir uns nicht anlegen. Tiefer im Urwald sehen wir Wildschweine, Termiten, leuchtende Pilze und dann treffen wir auf eine Grossfamilie Orangs. Die Kleinen so suess und fippsig, die Muetter traege, aber immer mit einem Auge wachsam und die Maenner mit ihren schlabbernden Backenlappen thronen ueber allem. Wenn sie sich in ihrer vollen Groesse aufrichten, sind sie locker so gross wie Uli, der wie ein Verrueckter seine Vorfahren von allen Seiten fotografieren muss. Wie sie sich doch aehneln!

Nach dem koestlichen Abendmahl laden wir unser "Personal" zu einem Sundowner ein. Haben Bier und Wein mitgenommen. Da sie sich (noch) nicht an unseren Tisch setzen wollen, setzen wir uns zu ihnen auf den Boden. Der Wein lockert die Zungen und wir haben gemeinsam Spass. Im Stockfinsteren bauen die Jungs an Deck unser Bett, das von einem Moskitonetz umhuellt wird. Kuschelig wie in einem Kokon liegen wir darin und lauschen den fremden Geraeuschen der Nacht. Als dann neben mir das vertraute Schnarchgeraeusch ertoent, gebe ich auch auf und traeume von grossen Orang Utan-Baby-Augen, die mich neugierig und aengstlich ansehen.

Mit Anbruch des Tages weckt uns das Gekreische des Urwalds. Wir riechen Toast und Ruehrei. Fruehstueck! Danach geht das spannende Affentheater weiter. Putzige Langnasenaffen zeigen Kunststuecke und eine Menschenaehnlichkeit, dass wir nur immer kopfschuettelnd lachen muessen. Sehen mit ihrem kurzen Haarschnitt aus, als kaemen sie alle gerade frisch vom Friseur. Dass sie bei ihren tollkuehnen Spruengen nicht zu Schaden kommen, ist ein Wunder. Waehrend meine Augen auf der Rueckfahrt das Flussufer nebenbei nach weiteren Krokodilen absuchen, wird der Himmel schwarz und wir finden mit unserer Dschunke Schutz in einer "Parkbucht" unter dem Dschungeldach. Ganz gemuetlich sitzen nun unsere Jungs mit am Tisch und wir leeren noch eine Flasche Wein gemeinsam. Mit Haenden und Fuessen wird die Unterhaltung bestritten und dabei herzhaft gelacht. Unser Guide kann ein wenig englisch und etwas vermitteln. Mutig geworden durch den Wein moechte die Crew gerne spaeter unser Schiff besichtigen. Als wir wieder an TRUANT andocken, kommen alle rueber und daraus wird ueber eine Stunde. Der Koch holt aus seiner Kueche eine Pasak Bumi Wurzel und schenkt sie uns, damit wir von Malaria verschont bleiben. Sie wird zerkleinert und mit heissem Wasser aufgegossen. Abgekuehlt sollen wir ein Glas von dem bitteren Sud einmal die Woche trinken. Werden wir beherzigen und tun, schliesslich wissen die Einheimischen am besten, was gegen Malaria hilft und Lariam tue ich mir nicht wieder an.

....und dann heisst es bye bye und tschuess und weg sind sie und wir sind wieder auf dem Schiff und unser Dschungeltraum ist zu Ende. Ein unvergessenes Erlebnis! In der sauberen Stadt Kumai koennen wir uns endlich mit Obst und Gemuese verproviantieren und verlassen Borneo nach einer Woche. Gerne waeren wir laenger geblieben, aber es ist uns schlichtweg zu heiss auf dem Fluss.

Als letztes Ziel liegt Kurs Batam an. Die Insel liegt gegenueber von Singapur (30 Min. m.d. Faehre). Wir quaelen uns auf See ueber 500 Meilen dahin. Kein Wind mal wieder, wie schon die meiste Zeit in Indonesien. Im Tausch gegen Kakao, Kekse und Zigaretten versorgen die Fischer uns unterwegs mit leckerem Fisch. Die Mahlzeiten sind gesichert, aber uns geht der Diesel aus. Im Riau-Archipel ankern wir vor idyllischen kleinen Inselchen, auf denen die Einheimischen in strohgedeckten Pfahlbauten leben. Es gibt wieder mal keinen elektrischen Strom und keine Strassen, nur Fisch und Kokusnuesse. Wir krempeln unseren Kleiderschrank erneut um und verteilen ein paar Hosen, T-Shirts und Schuhe. Wind ist immer noch keiner da und nun wird es ernst. Wir brauchen Diesel! Ein vorbeiziehender Fischer wird von Uli an Bord gewunken. Er versteht kein Wort, also schmeissen wir ihm Kanister in sein Boot, geben ihm das Geld und warten. Ob er wohl jemals wiederkommt? Er kommt! Mit der gesamten Familie und Diesel. Und sie moechten gerne mal an Bord. Zack, sassen sie im Cockpit, Mutter, Vater und drei Toechter. Nachdem sie alles angesehen haben, kommen die Geschenke aus unseren Backskisten: Schulhefte, Schreib- und Malstifte, Flipflops, Kuscheltier, Stola fuer Mama und Niro-Angelhaken fuer Papa wechseln die Besitzer. Jetzt, wo wir endlich wieder Diesel haben, kommt auch wieder Wind auf. Aber mit der Ankerwinsch ist was nicht in Ordnung,  wir muessen per Hand die Kette und den schweren Anker heben. Uli staunt ueber meine Kraefte. Ein Unwetter laesst uns ueber Stunden nicht aus einem Pass raus. Die Nacht machen wir durch, denn der kostbare Wind muss genutzt werden. An Schlaf ist nicht zu denken. Es geht durch den langen Riaukanal und anschliessend ein kleines Stueck durch die vielbefahrene Singapore Strait. Ein Schiff nach dem anderen und dazwischen Bugsiere und unbeleuchtete Fischerboote und Netze. Die Haare stehen uns zu Berge. Kurz vor dem  Morgengrauen tauchen in der Ferne die Lichter von Singapur auf. Nun noch um die Ecke und wir sind in der Nongsa Point Marina auf Batam. Eine geraeumige renovierte Marina mitten in einem Schickimicki-Ressort mit exotischem Garten, Swimmingpool,  und gutem Restaurant. Hier lassen wir es uns erstmal gut gehen und freuen uns auf unsere Tochter, die Anfang Dezember kommt. Gemeinsam werden wir Sumatra besuchen und ein paar Tage gemeinsam in Singapur verbringen.

Liebe Gruesse von den Schulschwaenzern