Mauritius



Überfahrt Chagos nach Mauritius
Eigentlich wollten wir ja erst nach Rodrigues, der kleinen Schwesterinsel 300 nm oestlich von Mauritius. Aber der winterliche Juli/August-Starkwind kam dieses Jahr einen Monat frueher, schuettelte uns tagelang kraeftig durch (Marita berichtete) und trieb Truant direkt nach Mauritius. Trotz doppelter Reffs in den (verbliebenen heilen) Segeln war es eine flotte Fahrt mit gelegentlich "sportlicher" Kraengung.

 


Sean Terry, Skipper von SY Finnegan

startete ein paar Tage spaeter von Chagos Richtung Madagaskar. Sein Crew-Mitglied kam allein mit dem Boot auf einer Seychellen-Insel an und berichtete, der Skipper sei in Wut ueber Bord gesprungen. Wir hatten die beiden schon im letzten Malediven-Atoll getroffen und bemerkt, dass sie nicht miteinander sprachen. Da das Crew-Mitglied keine weiteren Angaben machte und abreiste, wird sich wohl nie klären, wie der erfahrene sehr sympathische Skipper kurz vor Abschluss seiner Weltumsegelung und Wiedersehen mit seiner Familie in Suedafrika tatsaechlich ueber Bord ging. Potentielle Seychellen-Urlauber sollten wissen, dass sich die dortigen Behörden bei Straftatverdacht an Fremden nicht zuständig fühlen!

 

Mauritius
Ausser den Briefmarkensammlern war die kleine nur 65 km lange und 45 km breite Insel im weiten Indischen Ozean ziemlich unbekannt, bis der Tourismus das Eiland entdeckte. Im Nordosten gibt es heute viele Ressorts und exklusive Strandvillen, ebenso an der suedwestlichen Kueste. Wir wollen uns ein eigenes Bild von Land und Leuten machen.



Port Louis
Hauptstadt und einziger emsiger Umschlagplatz fuer alle Gueter von und zur Insel. Nach gefuehlt einem halben Jahr Abstinenz von frischem Gemuese und (religionsbedingt) einem kuehlen Bier gefaellt es uns hier spontan ausgezeichnet. Gut, dass Mauritius sich nicht von den Mauren sondern von Mauritz v. Oranienburg herleitet.

 

Le Caudan Waterfront
heisst die moderne Zeile aus Kneipen, Cafes und Boutiquen mitten in Port Louis. Dort im Bild rechts liegt Truant zwei Monate mit quietschenden Fendern an der harten Betonpier der kleinen Publikums-offenen Marina. Geduldig werden die Fragen der Passanten nach dem Woher und Wohin beantwortet, notwendige Reparaturen erledigt und die Nerven wieder aufpoliert.

 

Bizarre Spitzen
Die Berge und (erloschenen) Vulkankegel sind nicht hoeher als 830 m. Bis ca. 1600 war die reich bewaldete Insel unbewohnt, dann bauten Hollaender erste Sklavensiedlungen und liessen die wertvollen Ebenholzwaelder roden. Ein Jahrhundert spaeter gaben sie die geschundene Insel wieder auf,  Franzosen uebernahmen sie flugs, aus Mauritius wurde IIe de France und der Naturhafen Port Louis wurde als Stuetzpunkt zur Sicherung ihrer Handelswege nach Indien gegruendet.



Vieux Grand Port
Weitere 100 Jahre spaeter pruegelten sich in dieser Bucht Franzosen und Englaender, letztere gewannen schliesslich, nannten die Insel wieder Mauritius und liessen in grossem Stil Zuckerrohrplantagen von afrikanischen Sklaven anbauen. Als die Sklaverei 1835 zum Leidwesen der englischen Plantagenbesitzer abgeschafft werden musste, kamen nach und nach bis zu einer halben Million billige Arbeitskraefte aus Suedindien ins Land.

 

Die Kolonialherren liessen es sich gut gehen. In Port Louis wurde die erste Pferderennbahn und das erste Theater suedlich des Aequators eroeffnet, Unten handbetriebene Zuckerrohrmuehle, rechts Villa Eureka eines Zuckerbarons.



Villa Eureka
Die Villa ist noch in Privatbesitz und voll eingerichtet, aber unbewohnt, Besucher sind willkommen.



Monokultur
Ueberall Zuckerrohrfelder bis an die Strassenraender. Die halbe Inselflaeche ist damit bebaut, dem wichtigsten Devisenbringer des Landes noch vor dem Tourismus. Diese Pflanze hat sich hier als einzige behauptet, weil sie den gelegentlichen schweren Tropenstuermen standhaelt.

 


Fruchtbare Erde fuer den Gemueseanbau; Fleisch kommt ausschliesslich von der Schwesterinsel Rodrigues. Die hohen "eisenharten" Edelholzbaeume finden sich nach dem Raubbau praktisch nur noch an den huebschen Landstrassen. Buesche und Farne herrschen vor.




Die Kuesten
Von oben links: das touristische Nordkap, das rauschende Suedkap, Black-River-Region im Westen, sturmgebeutelte Baeume im Osten.


 

Friedliches Durch- und Miteinander
1.3 Mio. Einwohner mit afrikanischen, indischen, europaeischen und chinesischen Wurzeln leben auf der Insel. In der Hauptstadt einschliesslich Chinesenviertel sind es 200.000. Jeder spricht fliessend englisch und franzoesisch und viele kreolisch dazu. Sie sind Hindus, Christen, Muslime und Buddhisten und haben keine Probleme untereinander. Vielleicht weil sie etwas gemeinsam haben, das verbindet. Ihre Vorfahren waren alle dasselbe: armselige Sklaven.

 

 

Gelungene Mischung
Schöne Menschen , froehliche Kinder, tanzfreudige Junggesellen und lustige Kellnerinnen.
Kurzfilm (vorher abspeichern)

 


Familienanschluss
Vorbehalte gegenueber den ehemaligen Kolonialherren gibt es heute nicht mehr, die Mauritianer freuen sich über jeden Besucher. So haben wir, kaum in Port Louis angekommen, Anschluss an Arnauds Familie. Arnaud arbeitet derzeit fuer ein Tochterunternehmen einer Deutschen Bank, will bald seine eigene Biofarm ausbauen und möchte eines Tages auch in die Ferne segeln mit seiner Freundin Yus, die eine wahre Henna-Kuenstlerin ist.

 

 

Nachtleben
gibts nicht in Port Louis, um Punkt 17 Uhr machen alle Geschaefte, Bueros, Gaststaetten zu - basta. Ausser an der Waterfront und da liegen wir ja genau richtig mit TRUANT. Jeden Abend war was los in einer der Kneipen oder hier im Zentrum, trotz Winter mit lausigen Nachttemperaturen von 23 Grad.

 

 

Rashid
die gute Seele der Marina. Er hilft den Yachties bei Besorgungen aller Art, beim Gasfuellen, bei der schnellen Vermittlung von Handwerkern. TRUANTs Segel sind repariert, der lecke Wassertank geschweisst, der Stromgenerator tuts wieder und neue Sturmbretter vor den grossen Salonfenstern geben mehr Sicherheit. Eigentlich koennten wir weiterziehen nach Réunion, muessen aber noch auf eine ganz wichtige Lieferung warten.


 

Das kostbare Paeckchen
mit 1 kg in Deutschland verzolltem leckerem Pfeifentabak war 2 Wochen mit DHL unterwegs und soll hier ordnungsgemaess mit weiteren 230% Importzoll plus 15% Mehrwertsteuer auf den Importzoll ausgeloest werden. Da waere Goldstaub in die Lunge blasen billiger. Einem privaten sog. Customs Broker gelingt es schliesslich nach 2 weiteren Wochen gegen ein Handgeld von nur 50% des Paketwertes, die zollversiegelte Ware an Bord der "Yacht in Transit" TRUANT zu befoerdern.



Blue Penny
Kurz vor Abfahrt haben wir noch die letzte ergattert und postwendend (unter Umgehung des Zolls) in die Heimat geschickt. Wer sich die Blaue Mauritius hier jetzt noch im Blue Penny Museum in Port Louis ansehen moechte, muss leider mit einer Kopie vorliebnehmen.



 

Was uns sonst noch auffiel
Trotz Winters sind die Jungs und Maedels hier offenbar im Dauer-Hormonrausch. Wo man hinschaut, ueberall sitzen und strahlen sich die jungen Paerchen weltvergessen verliebt an. Soviel zum diesmaligen Flora-und-Fauna-Beitrag.

 

 

 

Maritas Bericht faellt diesmal aus, sie muss Proviant fuer die Weiterfahrt stauen.