Namibia
Von Kapstadt nach Lüderitz
sind es knapp 500 nm, meist in Sichtweite der Westküste Südafrikas. Nach
kurzem Anfangssprint schläft der Wind ein und der Jockel muss wieder ran. Der
antarktische Benguelen-Strom schiebt etwas mit, vom berüchtigten Nebel in
diesem Gebiet bleiben wir vorerst verschont. In der Hafenbucht von Lüderitz erwischt
TRUANT eine
freie Mooringboje.
Lüderitz
ist eine auf Fels gebaute Kleinstadt von 12 000 Einwohnern, Ausgangspunkt der
deutschen Kolonialisierung in Namibia von 1884 bis 1919. Das Land ist mehr als
doppelt so groß wie Deutschland bei nur 2.4 Mio. Einwohnern.
Auf Spurensuche in "Deutsch-Südwest"
Friedhof
der kaiserlichen Schutztruppe
Hier vor den Toren von Lüderitz wird fast nur der deutschen Opfer des Aufstandes vor
100 Jahren gedacht. Für die 40.000 Hereros - Männer, Frauen und Kinder, die
von den Deutschen zum Verdursten in die Wüste getrieben wurden - gibt es keine Gräber.
Diamantenfieber
Als der Rausch Anfang des letzten Jahrhunderts ausbrach und Schiffsladungen von
gierigen Abenteurern anlockte, wurde der Abbau gleich deutschgründlich unter
Reichsverwaltung gestellt. Heute liegen die Klunker nicht mehr frei im
Wüstensand herum, aber Bücken und Suchen ist immer noch strengstens verboten.
Eine kann's natürlich nicht lassen.
Kolmannskuppe
Diese aufgegebene Diamanten-Siedlung im Sperrgebiet nahe Lüderitz ist heute "open
Air" Museum. Einige Gebäude, teils schmucke Villen, wurden für die
Besucher restauriert, aber die Wüste holt sich langsam alles zurück.
Nebel,
Nebel, Nebel
Von Lüderitz weiter hoch nach Walvis Bay erwischt uns der Nebel doch noch am
letzten Tag. Gespenstisch, wie die Zugvögel nordwärts knapp über der
Wasseroberfläche vorbeiziehen. Ihnen wurde es im Winter in Südafrika auch zu kalt.
Der Walvis Bay Yacht Club
ist erste Anlaufadresse für Informationen und den leeren Magen. Überaus
hilfsbereite Menschen stehen mit Rat und Tat zur Seite, und diese Hilfe werden
wir noch brauchen.
Flamingos ohne Ende
Zunächst sind wir überrascht von den unzähligen graziösen Exemplaren in der
vorgelagerten Lagune. Sie sind recht zutraulich und der Schakal links unten hat
gute Chancen auf ein üppiges Mittagsmahl.
Fliegende
Sofas
Unsere gefiederten Lieblinge sind seit Panama die Pelikane. Über ihre
Schönheit lässt sich ja streiten, aber sie sind perfekte entspannte Flieger,
mutige Sturztaucher und liebevolle Eltern.
Namib Wüste
Die beginnt gleich hinter Walvis Bay. Bis 150 m hohe Wanderdünen scheinen
direkt ins Meer zu stürzen.
Eine bizarre lebensfeindliche Landschaft, die sich über Hunderte von Kilometern ins Inland zieht. Die heisse Luft ist so trocken, dass man alle 10 Minuten trinken möchte.
Swakopmund
nicht weit weg von Walvis Bay versöhnt die durstige Kehle bei kühlem Seewind
mit vertrauten Kulinaritäten, wie hier im Bild das "Brauhaus".
Militant-raucherfeindliche Erbsenhirne sollten draussen bleiben, denn auch
drinnen stehen Aschenbecher auf den Tischen.
Spurensuche zweiter Teil
Wilhelmshavens
Schwesterstadt
Walvis Bay ist nicht nur einziger Tiefwasserhafen des Landes (mit 80.000
Einwohnern), sondern auch gern wahrgenommener Zwischenstopp auf dem Weg nach
Norden für berühmte Schiffe wie TRUANT 2 oder die russische SEDOV. Als wir
dem flotten Viermaster beim Auslaufen etwas wehmütig hinterher sehen, ahnen wir
nicht, noch vor der SEDOV in Wilhelmshaven zu sein. Und das kam so: .
Erstklassige
Betreuung
Marita schwindelt (Drehschwindel) und klagt über Fußschmerzen, der Skipper
bricht sich einen Arm. Interessant, wie man in Namibia (oben
Welwitschia-Krankenhaus) mit Patienten umgeht: kein langes Warten, Zeit
für gründliche Untersuchungen, Ärzte statt Pillen-Mediziner, kurze Wege. Wir
wünschen allen deutschen Krankenhaus-Managern und Chefärzten einen lehrreichen
Knochenbruch in Namibia. Glücklicherweise finden wir in Arie und Karola vom
Yachtclub zwei Engel, die auf TRUANT aufpassen und so können wir zur
Runderneuerung unbesorgt eine Pause in D einlegen.
Skelettküste
Wieder fit und zurück vom ungeplanten D-Flug sind die Landtouren fällig. Am
Cape Cros setzten erste Portugiesen 1485 ein Kreuz an diese öde Küste und
segelten schnell weiter. Vermutlich wegen der stinkenden Robbenkolonie. Kaiser
Wilhelm II. liess es sich über 400 Jahre später nicht nehmen, ein zweites Kreuz
daneben zu stellen. Noch heute fürchten sich Seefahrer vor diesem Küstenstrich
mit weit vorgelagerten Untiefen. Schiffbrüchige mit vollen Hosen tröstet ein
einsames Klo.
Trocken
und holprig
Nach Verlassen der Küste geht es im Binnenland scheinbar endlos über
Schotterpisten ostwärts. Nur 10% des namibischen Strassennetzes ist
asphaltiert. Hier und da Erzminen, die den Bewohnern kleiner Städte oder
schlichter Siedlungen ein bescheidenes Leben ermöglichen.
Windhoek
Endlich wieder Verkehrsstaus, Kirchen und hohe Politik! Aber auch grüne
Gärten, blühende Jakarandabäume und Kultur (unten rechts Balettübungen im
Goethe-Institut). 320.000 Einwohner zählt die Hauptstadt des durch ein stabiles
Mehrparteien-Parlament regierten Landes. Hier erscheint auch die
deutschsprachige "Allgemeine Zeitung", in der die 10% weissen Bürger
frei schimpfen und von den guten alten Zeiten träumen dürfen.
Ende
der Welt
Weiter nördlich überragt das Waterberg-Plateau die flache Savanne des
Hererolandes. Östlich davon (Bild unten) beginnt die endlose Kalahari bis weit
nach Botswana hinein.
Menschen
Hier eine kleine Auswahl aus dem ca. ein Dutzend Stämme: oben unmissionierbare
Himba-Mädels, stolze Herero-Dame und süsse Buschmann-Rotznasen.
Fundstücke
Oben links: Der größte bekannte 50 Tonnen schwere Hoba-Meteorit der Welt bei
Grootfontain.
Oben rechts: Die Knolle der seltenen Welwetschia mirabilis wird bis zu 2000
Jahre alt
Unten: Felsenmalereien nahe des Brandbergs
Schönes
Buschhotel
So eins/zwei Stunden vor Sonnenuntergang auf der Suche nach einer Unterkunft gab
es (zumindest zu dieser Jahreszeit im Oktober) keine Probleme. Dieses Buschhotel
zwischen
Karibib und Okahandja hat uns besonders gefallen. Die gemeingefährliche
Zebraschlange hinter der Bar sorgte zwar für etwas Unruhe, aber der Nachthimmel
war perfekt.
Fort
Namutoni
Dieses edle Quartier liegt im östlichen Etosha-Nationalpark. Gedenktafeln
erinnern, dass das Fort während der Aufstände heiss umkämpft war. Heute
werden darin nur noch hungrige Gäste verwöhnt.
Etosha
Nationalpark
Der eingezäunte Wildpark, so groß wie Bayern, am südlichen Rand der
Etosha-Pfanne ist ein Muss für jeden Namibia-Besucher. An den ca 30 teils
natürlichen teils künstlichen Wasserlöchern sammeln sich hier morgens und
abends die Tiere. Wie im Zoo, nur umgekehrt: draussen
die freien Tiere, wir im sicheren Autokäfig mitten dazwischen. Unsere
Jagd-Trophäen seht ihr im nächsten Namibia-Teil.