Trügerischer Indischer Ozean
Von Réunion aus geht es die ersten 12 Tage bei leichten Winden südlich um
Madagaskar herum Richtung Durban, Südafrika. Die Sonne scheint, die achterliche
Dünung ist friedlich. Wir verfolgen aufmerksam den Wetterbericht, denn bei
Winden aus Süd/Südwest wirft der entgegengerichtete Agulhas-Strom vor der
afrikanischen Küste hohe Wellen auf und darf nicht gequert werden.
Peinlich
Die letzten 4 Tage werden ungemütlich. Hart am Wind spinnt der Autopilot, beim
Handsteuern wird es richtig nass und wir beschliessen den früheren Landfall in
Richards Bay. In der letzten Nacht in Sichtweite der Hafenlichter zieht der
Agulhas-Strom TRUANT mit 6 Knoten nach Südwesten wieder Richtung Durban, wo schon ein Tief
mit Südwinden naht. Im Morgengrauen nehmen uns die Engel der freiwilligen
Küstenwache von Richards Bay auf den Haken (s.u. Maritas Bericht).
Zululand
Die Provinz heisst heute eigentlich Kwazulu Natal; ca 7 Mio. Zulus leben hier,
oft noch traditionell in ihren runden Kraals. Von Richards Bay aus sind es
nur wenige Autostunden zu den Drakensbergen, interessanten Naturparks, nach
Swaziland oder weiter nördlich zum Krüger-Nationalpark.
Ein stolzer Stamm
Der große Häuptling Shaka (oben eine Darstellung seines Lebens von der
Befruchtung bis zur Bahre) hatte vor 150 Jahren die rivalisierenden Stämme zu einer
schlagkräftigen Truppe gegen die Buren und Engländer vereint. Er kämpfte
selbst in vorderster Front, anders als heutige Schlappschwanz-Generäle. Wir
besuchen ein "Musterdorf" und bewundern ihre Tanz- und Trommelkünste.
Skippers Piep muss als Friedenspfeife herhalten. Kurzfilm
Malerisch wilde Tierwelt
Wer Urlaub von zweibeinigen Raubtieren (auch Bänkster genannt) braucht, liegt mit
den vierbeinigen in Südafrika richtig. Die Tiere bewegen sich frei in zahllosen
Naturparks bis zur Größe der Schweiz. Solange man nicht lärmt oder aussteigt,
betrachten die scheuesten und wildesten Tiere ein Auto weder als Feind noch als
Futter. Zoo verkehrt.
Krüger-Nationalpark
Vor 12 Jahren sind wir 10 Tage lang mit einfachem Mietauto von Camp zu Camp
gezogen. Dieser berühmte Park ist nicht zu toppen. Die Drakensberge mit ihren
schwindelerregenden Fluss-Schluchten schliessen sich südlich an. Statt einer
Wiederholung steuern wir ein kleineres Reservat in der Nähe an.
Umfolozi Naturreservat
ist ca. 30x50 km groß und beherbergt besonders viele Nashörner. Wir richten
uns in einem sog. Safari-Zelt ein (Zelt links; rechts die solide Küche mit
doppelten Gittern gegen lange Affen-Finger). Einen der Diebe haben nachts die
Hyänen erwischt - das Geräusch der knirschen Knochen ist nicht zu überhören.
Prächtige Burschen
Morgens Fango, mittags ein Nickerchen und nachmittags kleine Autos jagen. Wenn
die bis 4 m langen und 4 t schweren Rammböcke in den Galopp übergehen, sollte
man bereits einen Gang eingelegt haben. Wir sahen 21 stattliche Exemplare der
Breitmaul-Rhinos.
Frühling in Afrika
Dieses zärtliche Pärchen lässt sich durch uns nicht stören. Zebras stehen
auf dem Speisezettel der Löwen und Leoparden ganz oben und suchen deshalb gern
die Nähe der weitsichtigen Giraffen und feinhörigen Impalas.
Großwild-Schnappschüsse
Das muss man in solchen Reservaten selbst erlebt haben. Die Tiere sind erheblich
größer als im heimischen Zoo/Zirkus. Die Fotoausbeute bleibt nur dank
Digitalbildern bezahlbar und würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.
Seltener Schuss: Kapitaler Nyala-Bock
Impalas, so scheu und doch zum Greifen nah.
Pavian-Familie: Unsere Ahnen bereiten sich auf die Nacht vor. In dem Gebiet von hier bis Äthiopien begann die Geschichte des Menschen.
Oben: Stolze Spitzschwanz-Paradieswitwe / Raubadler beim
morgendlichen Bettenlüften
Unten: schnabelwerklich begabter Webervogel / rückwärts rollender Mistkäfer
Abstecher nach Swaziland
Das kleine autonome Königreich mit etwas mehr als 1 Mio. Einwohnern ist von
Südafrika und Mozambique umschlossen, hat keinen Seezugang und zählt zu den
ärmsten Ländern der Welt. Die Hauptstadt ist Mbabane, der König residiert mit
seinen 19 Edelfrauen im nahen Lobamba (Bild rechts oben). In den ländlichen
Gegenden treffen wir nur auf wenige Menschen.
Fruchtbares Land und sorgenvolle Gesichter
Mit 26% HIV-Infizierten (jeder zweite Jugendliche!) steht Swaziland an erster
Stelle weltweit. Laut UN-Einschätzung wird das Land in den nächsten Jahren
mangels Bevölkerung kollabieren. Traditionell widersinnige Sexualpraktiken, das
katholische Kondom-Verbot und Wucherpreise der Pharmaunternehmen tragen zu
diesem Elend bei.
Bezaubernde Landschaften
und eine spannende Kulturgeschichte zurück bis in die Frühzeit der Menschheit
könnten einen bescheidenen Tourismus fördern, wenn wir statt lieber wegsehen
etwas solidarischer hinsehen würden.
Durban
hat uns bei einem Besuch per Auto enttäuscht. Die 3-Mio.-Stadt bietet trotz
Traumstrand den Charme einer strukturlos zusammengeschusterten US-Kleinstadt.
Wer ausgeraubt werden möchte, steige in das nächste freie Taxi. Vergitterte
Geschäfte öffnen nur nach Klingeln. Ein Wunder, dass das rauschende
Fußballfest der Weltmeisterschaft 2010 hier friedlich ablief.
Warten auf den Sommer
Der Zufall hatte uns nach Richards Bay vertrieben, und wir fühlen uns fast wie
zuhause.
Die Temperaturen steigen, Strände und Restaurants rund um die Marina füllen
sich und die Sundowner mit anderen Seglern sind auch nicht ohne. Rechts Xolani,
die gute Seele der Marina. Das Kap kann
warten.
Diese beiden Gentlemen
haben wir uns für den Schluss aufgehoben. Nardus, Ex-Zuckerrohrfarmer und
südafrikanisches Urgestein sowie Arie, pensionierter Ingenieur und vor 45
Jahren zugezogen, halfen tatkräftig gleich bei den ersten Besorgungen und
gewährten (trotz ihrer spassigen Dauerspötteleien) ernste Einblicke in das
Miteinander von Schwarz und Weiss während und nach Überwindung der Apartheid.
Stimmungsbilder einer kurzen gemeinsamen Zeit: Familienfeier und
Schwimmbadeinweihung bei Arie und Nan; Labskaus-Essen mit Nardus und Bets an
Bord; politisch-philosophischer Freitagsstammtisch.
Guten Rutsch und dass wir uns alle in 2013 gesund und munter wiedersehen.