Hallo Freunde,

wir koennen uns ganz schwer von den Tuamotus trennen und der Wettergott ist mit uns. Heute am geplanten Abfahrtstag hat er Flaute geschickt und uns einen zusaetzlichen Tag hier in diesem Paradies geschenkt. Sofort werden wir zum Arbeitseinsatz auf ein anderes Motu vergattert. Perlenmuscheln muessen sortiert werden. Fuer uns ein interessanter Einblick in die Arbeit der Perlenfischer. Zwei Holzboote mit kraeftigen Aussenboardern werden mit einem grossen Holztisch und 6 Stuehlen bepackt. Schliesslich wird nach der Arbeit immer gemeinsam Fisch gegrillt und gegessen. 10 Personen und ein Hund quetschen sich noch hinein. Mit viel Spass zischen die Boote durch's Wasser. Bei dem kleinen Motu angekommen, duerfen wir Hilfskraefte erstmal die Insel fegen und harken derweil unsere Fischerfamilie die Vorbereitungen fuer's Sortieren der Perlenmuscheln in Angriff nimmt. Dick, der Perlentaucher holt die  Muschel-Setzlinge aus dem Meer. Gaston und Moana schneiden die ca. 2.500 Muscheln vom Faden und wir duerfen sie nach Groesse in spezielle Kaefige sortieren. Danach taucht Dick wieder runter und stellt die Kaefige fuer die naechsten 2-3 Jahre ins Meer. Den ganzen Tag haben wir zu tun und dann gibt es gegrillten Fisch und selbstgebackene Broetchen aus Kokosnussmilch.  Eine lustige Runde nimmt mal wieder ganz langsam voneinander Abschied.

Am naechsten Tag pfeift der Wind schon fast zuviel. Anker auf, winken, troeten mit dem Nebelhorn und ab geht die Post  zu den Gesellschaftsinseln. Die Ueberfahrt ist ruppig und der Lichterschein von Tahiti kommt in der zweiten Nacht in Sicht . Bis zum Morgengrauen bremsen wir vor Point Venus ab und erwischen dann im alten Yachthafen von Papeete/Arue die letzte freie Mooring-Boje. Welch ein Kontrast zu den Tuamotus. Eine Marina mit heisser Dusche, Waschmaschine, einem Restaurant und einem kleinen Bistro. Voller Tatendrang und in Anbetracht des langen Supermarktentzugs stuerzen wir gleich nach Carrefour, einem grossen Supermarkt. Die Augen koennen das geballte Warenangebot  nicht aufnehmen. Mir ist es, als haette ich Knoten in den Augen. Alle Leckereien wie frische gruene Bohnen, Salat, Steaks, Erdbeeren und Baguette werden eingesackt und das Festmahl laesst uns gafern. Ab sofort sind wir taeglich Stammkunden bei Carrefour.

Die Stadt Papeete hat einen europaeischen Charakter, mit Cafes, Restaurants und Bierkneipen und natuerlich dem geschaeftlichen Gewusel wie ueberall. Hier ein Stand und dort ein Verkaufstisch mitten im Verkehrsstau. Wir leihen uns ein Auto und ausserhalb der Stadt ist die Insel  sehr polynesisch, sehr schoen und wild. Die beruehmte Riesenwelle der Profiwellenreiter ganz im Sueden ist gigantisch. Die Doerfer entlang des schmalen Kuestenstreifens beherbergen wunderschoene Haeuser der Reichen, die in Spalier in erster Reihe stehen, dahinter die Huetten der Armen. Viele Schauspieler sind auf der Insel ansaessig, unter anderem auch die Familie von Marlon Brando.

So, wir haben alles genossen, genug gesehen und suchen wieder die Einsamkeit. Auf geht es nach Moorea. Einsamkeit, weit gefehlt. Eine reine Urlauberinsel. Wir muessen uns also weiterhin "ordentlich" anziehen und mit Messer und Gabel essen. Unser einziger Spass auf dieser Insel besteht darin, per Anhalter mit den Pickups unterwegs zu sein. Busse fahren nur sehr selten oder gar nicht. Mein Fahrrad ist auch wieder mal gefragt. Trotzdem reisst uns hier nichts vom Hocker. Wir wollen weiter nach Huahine und heben den Anker bei einem Regenschauer, wo man die Hand vor Augen nicht sieht.

Bei kabbeliger Fahrt geht es durch die Nacht nach Huahine, wo wir mit Aloahe-Gesaengen am Strand empfangen werden. Endlich ist der Rummel vorbei und wir haben wieder eine urspruengliche Insel gefunden. Traumhaft! Lange weisse Sandstraende mit Palmen, Berge mit saftig gruenem Dschungel und das Wasser leuchtet zum schaeumenden Riff hin in allen Gruentoenen. Einheimische Surfer flitzen ueber die Wellenkaemme und die Maenner in den Auslegerkanus lassen ihre Muskeln spielen. Herrlich! In der kleinen geschaeftigten Stadt Fare begegnen uns strahlende, lustige Menschen mit Blumen im Haar, Kraenzen um den Hals und auf dem Kopf. An meinem Geburtstag schenkt mir eine Einheimische einen Blumenkranz. Ich kann es nicht glauben und denke, dass es sowas in Deutschland nicht mehr gibt. Von Uli bekomme ich mein schoenstes Geburtstagsgeschenk. Einen neuen Anlasser fuer TRUANT. Gruen angestrichen, passend zu meinen Augen! Endlich bekomme ich kein Herzklopfen mehr, wenn ich den Schluessel drehe und der Diesel springt an. Der alte Anlasser musste die letzten Wochen mit unserem Honda (Notstromaggregat) unterstuetzt werden. Alles ganz umstaendlich. Waere unser Anker mal geslipt, haetten wir eine mittlere Katastrophe gehabt. Aber wir haben ja einen Buegelanker, der haelt!!!

Mit diesem Ruhekissen von Starter, der Schoenheit der Insel und der Freundlichkeit der Menschen entschliessen wir uns, einen Monat hier zu bleiben und die Seele baumeln zu lassen. Mit Mietauto und Roller erkunden wir jeden Schleichweg. Mit TRUANT geht es hinter dem geschuetzten Riff bis zur Suedspitze, wo unsere schweizer Freunde von der LOMA bereits warten. Uli bekommt einen Abszess am Bein und wir muessen einen Arzt aufsuchen. Man wartet draussen vor der Tuer auf einer Bank bis man dran kommt. Vor uns war keiner und wir sind gleich rein. Der Arzt hat erstmal seine Zigarette fertig geraucht, dann Gummihandschuhe angezogen, seine Sachen zusammengesucht (wirklich gesucht!) und die Behandlung begonnen. Ich hatte mit dem Skalpell schon einen Kreuzschnitt gemacht, der noch nachbehandelt werden musste. Dann Pflaster drauf und fertig.  Der  Medicus hat bei der Geldfrage nur gestrahlt und gesagt, alles Gute, ist ok, kostet nichts und ob wir noch Pflaster braeuchten. Maruuru (danke) und weg waren wir. Auch sowas gibt es. Wir haben hier wieder das Laecheln gelernt und das oeffnet viele Tueren.

Unsere Zeit auf Huahine ist abgelaufen und wir segeln rueber nach Tahaa, der Schwesterinsel von Raiatea, wo es in die Werft gehen soll. Das Wetter gleicht dem des deutschen Herbstes, nur ist es waermer. Tahaa hat wenig Ankerplaetze, die Motus aussen herum kann man nicht betreten, sie sind privat. Wir ankern vor der teuersten Hotelinsel der Suedsee (laut Reisefuehrer), wo die Gaeste mit dem Hubschrauber einfliegen. Es koennte ja sein, dass sie auf einer Faehre nass oder seekrank werden. Das Panorama ist Spitze mit Bora Bora am Horizont. Uli und ich machen uns auf, dem Hotel einen Besuch abzustatten. Nach Sicherheits-Check duerfen wir das Motu umwandern und unter den Reichen und Schoenen an der Poolbar unseren Drink nehmen. Die Atmosphaere ist wie in einem Krematorium. Nur Gefluester, gelangweilte Gesichter, von Urlaubsspass keine Spur. Am liebsten wuerde ich mal laut ruelpsen, aber dass kann ich Uli nicht antun. Die Bediensteten sind erstaunt, als wir freundlich gruessen und winken zurueck. Nee, dort moechte ich absolut keinen Urlaub machen. Da wasche ich lieber mein Leben lang die Waesche auf der TRUANT mit der Hand.

Drei Tage sind wir jetzt vor dem Hotel am Ankerplatz und der Wind blaest inzwischen mit Windstaerke 8. Es ruckelt und reisst an der Ankerkette, ab und an setzt TRUANT mit dem stabilen Langkiel leicht auf den weichen Sand auf. Wieder mal eine Nervensache, aber unser Fell ist nach Huahine wieder dicker. Am naechsten Morgen beruhigt sich das Wetter etwas und wir finden eine Mooring-Boje am Festland von Tahaa, wieder vor einem kleinen Hotel. Von hier aus geht es nach 4 km Fussmarsch mit der Faehre rueber nach Raiatea zum Einkaufen, denn auf Tahaa haben wir keinen Laden entdeckt. Auch mal schoen, sich vom hohen Brueckenhaus der Faehre das Riffgebiet anzusehen. Auf Befragen sagt uns der Kapitaen, dass seine letzte Fahrt um 17 Uhr nach Tahaa zurueck geht. Prima, 5 Stunden Zeit zum Bummeln und Einkaufen.  Mit prall gefuellten Rucksaecken, Taschen und Papiertueten haben die LOMA- und TRUANT-Crew im Restaurant am Hafen in Uturoa das verdiente Hinano-Bier geschluerft um dann um 16.45 Uhr zum Anleger zu gehen. Kaum aufgestanden sehen wir die Faehre abrauschen! Es ist erst 16.47 Uhr! Silvia und ich bruellen mit unserer sturmerprobten Stimme ueber die ganze Pieranlage "Hey, stopp!!!" Alle Leute sind vom Geschrei wach geworden und haben sofort mit uns gehofft und siehe da, die Faehre stoppt tatsaechlich, wendet und kommt zurueck in das enge Hafenbecken. Der Kapitaen amuesiert sich praechtig, die etwa 200 Fahrgaeste nehmen es gelassen und wir springen im Spagat mit unserem ganzen Gepaeck rein. Prost Flens!  Sowas waere in Deutschland nicht mal mit einem Bus moeglich gewesen. Am Anleger in Tahaa stehen wir dann mit Sack und Pack (der Kapitaen grinst immer noch) und muessen den langen Weg zu unserer Bucht in Angriff nehmen. Aber es ist unser Tag - nette Einheimische laden uns samt aller Klamotten in's Auto und setzen uns am Steg ab.

Nach dem Katzensprung rueber nach Raiatea liegt TRUANT zunaechst eine Woche vor der Werft an der Mooring, bevor es an Land gehievt wird. In der Stadt Uturoa sind ein paar Formalitaeten fuer den Zubringer-Flug nach Tahiti zu erledigen. Die Faehren waren ausgebucht. Es wird eingekauft, an traditionellen Feierlichkeiten teilgenommen und wir richten uns auf eine laengere Werft- und Arbeitszeit ein, aufgebockt in einem Gewusel von Schiffen. Unter uns Ratten und Kakerlaken soweit es dunkel wird und oben an Deck streunen die Katzen herum. Die kommen die 4m hohe Eisenleiter hoch. Unter TRUANT steht mein Fahrrad, so dass ich mobil bin auf dieser buslosen Insel.

So Ihr Lieben, wir muessen jetzt lackieren, streichen, spachteln, schleifen und und und. Macht es gut und in der naechsten Saison nach unserem Urlaub ziehen wir dann weiter. Vielleicht findet Uli ja bis dahin die deutschen Umlaute auf der spanischen Tastatur.

Schoene Weihnachten, ein gutes und gesundes Neues Jahr 2008!