Hey,  Ihr Landratten,

die letzte Etappe fuer diese Saison von Langkawi/Malaysia nach Phuket/Thailand ist in Angriff. Die See ist ruhig und der Wind treibt sich mal wieder in anderen Regionen rum. Wir scharmuetzeln ein wenig mit den Fischern und bekommen deshalb nachts kaum Schlaf. Trotz allem sind wir guter Dinge bis wir feststellen, dass unser Getriebeoel dem Ende entgegen geht und Nachschub fehlt. Also Motor aus und ohne Wind weiterduempel und das mitten auf der Malakka Srait, dem ehemaligen Tummelplatz der Piraten. Seit dem Tsunami scheint aber Ruhe zu sein.  Auf dem AIS zeigt das  Display ein deutsches Containerschiff  die "Santa Rafaela" in 18 nm Entfernung an.  Beim Anfunken wird Hilfe zugesagt und ein Treffpunkt auf Pos. 05-35N 98-55E vereinbart.

Um 11 Uhr sichten wir einen Riesenpott (280m), vollbeladen mit Containern, direkt auf "Truant" zukommend. Zur Begruessung gibt er einen lauten tiefen und langen Brummton von sich. Richtig satt hoert es sich an. Die Besatzung der "Santa Rafaela" steht an Deck und verfolgt alles aufmerksam. Ueber Funk laedt uns der Kapitaen ein an Bord zu kommen. Oh Gott, wie soll das gehen. Langsam schleichen wir uns an den Riesen ran und wie es sich gehoert, klappt alles auf Anhieb. Wir fahren ein ganz sanftes Andockmanoever; natuerlich von Frauenhand gefuehrt. Uli haengt alle verfügbaren Festmacher an die Steuerbordseite und schnappt die beiden langen Festmacher. Alle hatten mit mehreren Versuchen gerechnet. haha! Eine 10m lange Lotsenleiter (Strickleiter) wird runtergelassen und wir muessen die Bordwand hochklettern. Ohne Netz und doppelten Boden! Schweissnass und abgekaempft haben wir die "Santa Rafaela" geentert. ........und, es kann nicht sein, oder doch! Am Ende der Strickleiter steht unser Sohn Andrej und nimmt uns in die Arme.  Auch er ist vor Hitze, aber mehr noch vor Aufregung, schweissnass.

In der klimatisierten Bar wird zur Begruessung mit dem Kapitaen ein Schluck Moet-Champagner genippelt, den wir noch aus der steuerfreien Zone von Langkawi mitgebracht haben. Nippeln deshalb, weil uns ja noch der Abstieg, die Leiter wieder runter, bevorsteht. Das anschliessende Captainsdinner ist vom Feinsten und die Schiffsbesichtigung sehr interessant . Was sag ich, Schiffsbesichtigung, Stadtbesichtigung. Das Ding ist so gross, unglaublich. Wohl einen km sind wir unterwegs vom Heck zum Bug und hoch zur Bruecke und runter in den lauten Maschinenraum. Insgesamt 14 Stockwerke. Andrej hat ein sehr schoenes kleines Appartment fuer sich. Arbeits- und Wohnraum, Schlafkabine und Duschbad. Richtig toll eingerichtet. Fast so schoen wie die Luxussuite des Kapitaens.  Natuerlich fehlt an Bord auch kein Schwimmbecken. Die Bruecke beeindruckt mich am meisten. Man kommt sich vor, wie der Herrscher der Welt, wenn man runterschaut. 3 Stunden gehen rum wie im Fluge und es heisst Abschied nehmen. Der Traum ist vorbei! Beim Runterklettern bekomme ich vorsichtshalber eine Sicherungsleine um, damit ich nicht ins Wasser falle. An einem weiteren Tau wird eine Geschenkkiste fuer uns abgeseilt. Wieder auf  unserer Nussschale schauen wir noch einmal die riesige Bordwand hoch, winken, fahren einen Kreis und drehen in Richtung Nord-Ost ab. Die "Santa Rafaela" in Richtung Westen nach Afrika und weiter nach Südamerika. Wir schauen mit Wehmut Andrej und seinem Dampfer hinterher, bis sie hinter dem Horizont verschwinden. Nun ist das Paket dran.  Buecher, Fluessiges, und Suesses sowie Medikamente sind drin. Lecker, lecker!

In der Nachtwache knabbere ich Andrej´s Pistazzien, denke an ihn und wache bis morgens 7 Uhr. Bin noch so aufgeregt von unserem Treffen. Uli hat auch ein wenig Schlaf verdient, damit er fit ist fuer alle Faelle. Und diese "alle Faelle" sind prompt heute morgen eingetroffen. Gerade mal gut 1 Stunde voll Schlaf und ich muss wieder raus. Netzalarm. Irgend solch ein dusseliger Fischer hat sein altes kaputtes Netz einfach ueber Bord geschmissen und wir haben es voll in die Schraube bekommen. Knappe 5 Stunden Arbeit. Uli darf 10 nm vor Ko Butang/Thailand (unserem anvisierten Ankerplatz) auf offener See baden bzw. tauchen. Ich stehe bereit fuer "Hai-Alarm". Einen kleinen Rest des Netzes hat Uli nicht rausbekommen, aber damit kann man fahren. Um uns rum stehen die Fischer, niemand antwortet auf der Funke und will sich den Schlamassel ansehen. Diese Seenomaden, irgendwann raeche ich mich fuerchterlich!!!!!

Soviel zu unserem wilden Tripp auf der Malakka Strait. Boese Zungen werden behaupfen, dass das Treffen eine Verabredung war. Sowas kann man doch nicht vorplanen und wenn doch, dann ist es wie ein Sechser im Lotto. Es muessen viele Faktoren wie Wind, Welle usw. stimmen und die kann man nicht voraus berechnen. Oder doch!?  Oder ist alles nur Seemannsgarn? Nein, wir haben wirklich unseren Sohn auf der "Santa Rafaela" besucht und umaermelt.

Thailand  zeigt uns den Massentourismus. Knackvolle Speedboote und laute Vergnuegungsdampfer rasen uebers Meer. Gewoehnungsbeduerftig. Nach langem Suchen finden wir eine fast einsame schoene Insel. Hier fuehlen wir uns wohl; die Fischer bringen Dornhecht und Riesengarnelen. Geschenke finden reissend Absatz und freudige Gesichter danken es uns. Vor der Tuer von Phuket der reichen Vergnuegungsinsel sticht die Armut auf den kleinen Inseln ganz besonders ins Auge.

Eine weitere Runde drehen wir durch die Pang Nga Bucht. Faszinierend, wie hochaufragende Bergkegel eine bizarre Seelandschaft bilden. Zwischen den Kegeln tuckert "Truant" vor sich hin. Am Nachmittag sind die Touristen weg und wir  erforschen  mutterseelenallein (herrlich!) die Hoehlen .

Nun drueckt uns die Daumen, dass der Aufstand der Rothemden uns keine Schwierigkeiten macht. Hier im Sueden Thailands merkt man noch nichts davon, ausser  dass die Fischerboote die rote Flagge zeigen. Wir tragen natuerlich rote T-Shirts! hihi

Euch allen einen schoenen Sommer wuenschen

Eure Seepiraten