Liebe Landleute,

wir haben es mal wieder geschafft und sind in einem der letzten Paradiese vor Anker gegangen. Die Ueberfahrt von den Marquesas zu den Tuamotus  war - wie immer - mit ein paar Flautentage gesegnet, aber alles war gut "getimed". Um durch die  kochende Einfahrt ins Atoll von Kauehi zu gelangen, hatten wir ein kurzes Zeitfenster bei stehendem Hoch- oder Niedrigwasser. Wegen der starken Stroemung ein- oder auswaerts kommt man sonst nicht ins Atoll. Wie gesagt, alles lief prima und dann ploetzlich schlug der Wind um und kam uns direkt auf die Nase. Wind, Welle und Strom waren die letzten 10 Meilen vor dem Pass gegen uns. Damit konnten wir das Zeitfenster nicht einhalten und sind 30 Minuten nach dem optimalen Zeitpunkt unter Motor an der Passage. Wagen wir es? Mir schlottern schon wieder die Knie. Immer bin ich die Steuerfrau! Ich will nicht, aber das Elend vorn kann ich auch nicht sehen und muss das Schiff reindirigieren. Also Volldampf und Kurs halten und nach Anweisung des Skippers nur auf den Kompass schauen. Bloss nicht querschlagen, links und rechts sind die Riffe und schaeumende kurze Wellen. Die Minuten ziehen sich endlos - dann sind wir durch. 

Nach den schroffen, ueppiggruenen und wilden Marquesas nun die flachen Korallenstraende der Tuamotus, gesaeumt mit Kokospalmen. Es ist atemberaubend schoen hier: der Anblick der Atolle ist kinoreif. Wir geniessen wieder die Spaziergaenge am Strand, das Schwimmen und Schorcheln sowie den gemeinsamen Sundowner mit LOMA. Weit und breit ist sonst keine Menschenseele. Herrlich! Nur die Fahrten innerhalb der Lagune zu den Traumstraenden sind gefaehrlich. Die Korallenkoepfe, die manchmal bis 5 cm unter die Wasseroberflaeche reichen, kann man erst sehr spaet sehen. Einer muss immer vorne an Deck stehen und Ausschau halten. Einmal hat sich unsere Kette beim Ankern in den Korallen verfangen und wir sitzen fest. Zu dritt, einer mit Schnorchel, einer vorne an Deck und wie immer, ich am Ruder. Vorwaerts, rueckwaerts, seitwaerts, ran. Und dann endlich waren wir los. Meine Nerven!!!

Nach einer Woche sagen wir den Traumstränden von Kauehi ade. Das naechste Atoll Toau wartet. Auf einer der Riffinseln (Motu) von Toau wohnen zwei streitsüchtige Schwestern mit ihren Familien, da wollen wir hin. Man hat uns gleich mit eingespannt, die Kokosnuesse zu ernten, sie zu hacken und zum Trocknen aufzustapeln. Dafür gibt es abends ein zünftiges Essen. Viel Fisch kommt auf den Grill, Langusten und Haehnchen und wie immer, einiges wird in Kokosflocken gewaelzt, und Kokosnussbrot. In dem "Doerfchen" wimmelt es von Huehnern und Kueken, Schweinen, 2 Katzen und 2 Hunden mit 5 Jungen - und einem 3 Monate alten zahmen Toelpelbaby. Alle haben einen Namen, der Hahn heisst Leo, der Eber Jacque, die kleinen Ferkel Uwe und Gaston, die grossen Hunde Balu und Niki. Alle Tierchen leben friedlich miteinander. Selbst die noch blinden Hundebabies (1 Woche alt) duerfen wir aus dem Nest nehmen und Mutter Niki schaut zu und freut sich ganz stolz. Am Ufer beim Haus sind selbst die Fische zahm. Wenn man sich dort hinstellt, kommen sie angeschwommen. Ab und an fliegt naemlich Fischabfall ins Wasser und die Fische, manchmal 100 an der Zahl, stuerzen sich drauf wie Piranhas. Alle Sorten, Haie, Rochen, Muraenen und ganz, ganz viele bunte Rifffische.

Eine Kehrseite hat dieses friedliche Paradies aber auch. Zwischen beiden Familien bauen sich offensichtlich leicht Aggressionen auf und die kleinste Kleinigkeit fuehrt zu Handgreiflichkeiten . Vor allem zwischen den Frauen, denen fehlen schon ein paar Zaehne.  Gestern flogen hier die Messer, weil ein junger Insulaner Wolfgang und Silvia (unsere schweizer Freunde von SY LOMA) vermeintlich eine falsche Einweisung gegeben hat, wie man Kokosnuesse rausschaelt. Prompt rastete Valentine, die Macherin der Familie, aus. Ich moechte nicht wissen, ob hier in der Gegend schon mal jemand abgestochen wurde wegen solcher Lapalien. Wuerde doch keiner merken, die Haie liessen keine Beweise uebrig. Aber sonst, wie gesagt, ist alles ganz friedlich hier...

Morgen gehen wir noch einmal schnorcheln zwischen den tausenden Fischen am Riff. Manchmal glaubt man, man hat keinen Platz zwischen ihnen, so fischreich ist es hier. Die Mantas schlagen Purzelbaeume, die Haie haben es immer eilig weiter zu kommen und die schoenen bunten Fische glotzen um die Wette. Herrlich! Und wir sind wieder erholt fuer die Weiterfahrt und den Rummel auf Tahiti.

Ganz liebe Gruesse