Indonesien
Die Route
Indonesien mit 240 Mio. Menschen erstreckt sich ca. 5000 km von Ost nach West
und unser Segel-Permit gilt max. 3 Monate. Wir erstellen diesen Bericht immer
kurz vor Verlassen der jeweiligen Region und sind uns einig, das dies mal wieder
viel zu kurz ist, um die vielfaeltigen
Kulturen und Landschaften dieses geschichtstraechtigen Archipels halbwegs
kennenzulernen.
Friedliche Fischer
Nachdem die fliegende australische Kuestenwache ein letztes mal gute
Weiterfahrt gewuenscht hat, tauchen bald die ersten indonesischen bunten
Fischerboote auf. An Flautentagen wird Fisch gegen Zigaretten getauscht und alle
sind gluecklich.
Kupang/West-Timor
Indonesien ist der groesste islamische Staat der Welt und hier vor Kupang gibt
es fuer unsere heidnischen Ohren den ersten Crashkurs in droehnenden Muezzin-
und Kastratengesang. Im Gegensatz zu christlichen Sekten laesst der Islam hier den Menschen
auch Spielraum fuer ältere Goetzenverehrungen, und anders als
im arabischen Raum ist primitives Betteln unter der Wuerde der hiesigen Muslime.
Originalton Muezzin
Teurer Einstand
Zusaetzlich zu den schweineteuren Einreisegebuehren von 690 US$ (Segel-Permit
250, Visa 2x120, Clearance 200) gibt es hartnaeckige Geruechte ueber korrupte
Hafenbehoerden und eine piratenverdaechtige Boots-Importsteuer von 45%. Unser
Schiffsagent Napa, noch etwas ausgemergelt nach der 4-woechigen Fastenzeit,
meistert perfekt alle buerokratischen Huerden und fuehrt uns in die indonesische
Kueche ein.
Gewoehnungsbeduerftig
ist es schon nach dem duennbesiedelten Pazifik und dem geraeumigen Australien,
sich im Gedraenge der ersten asiatischen Stadt durchzuschlagen: im Bemo
(Sammeltaxi), in der Hauptstrasse, im Strassenverkehr, im Warenhaus.
Froh, dass wir alle Papiere beisammen haben, geht es nach einer Woche weiter. Im oertlichen Museum findet sich nichts ueber die Leistung von Capt'n Bligh, der nach der Bounty-Meuterei in Tonga 3600 nm im offenen Boot bis hierher nach Kupang segelte. Gern haetten wir nordwaerts noch die seinerzeit geheimnisvollen Gewuerzinseln der Molukken besucht, aber bei nur 3 Monaten ist der Umweg zu gross.
Ueber 60 aktive Vulkane
gibt es in Indonesien, weil sich hier die asiatische ueber die australische
Kontinentalplatte schiebt. Waehrend TRUANT gerade einen speienden Kandidaten im Sueden von Flores
umschifft, berichten die Nachrichten von einem Erdbeben bei Padang auf Sumatra
mit vielen tausend Toten.
Ende/Flores
Die Insel Flores erhielt ihren blumigen Namen von den Portugiesen, und das
Ankerfeld der Fischerboote vor der Stadt Ende an der Suedkueste nutzen wir als
kurzen Zwischenstopp. Oben rechts gibt es im Gebirge drei schoene Kraterseen,
deren merkwuerdige unterschiedliche Faerbungen leider nur bei klarem Wetter
ersichtlich (und fotografierbar) sind.
Der Fisch-, Fleisch- und Gemuesemarkt in Ende mueffelt zwar genau so wie in Kupang, aber die Stadt macht sonst einen etwas saubereren Eindruck. Alle strahlen uns an, einige bedanken sich sogar, dass wir sie besuchen kommen. Wenige sprechen englisch und unsere paar schnell gelernten indonesischen Vokabeln oeffnen Herzen. Unten links: Feierabend-Lausen vor der huebschen Huette.
Rinca und Komodo
bilden eine naturgeschuetzte Inselgruppe westlich von Flores, beruehmt
durch ihre nur hier vorkommenden Riesen-Warane ("Komodo-Drachen"). Endlich weg vom
Stadtgetuemmel legen wir uns in einem kleinen Fjord auf der Suedseite von Rinca
gespannt auf die Lauer.
Galapagos war gestern
Vom Schiff aus erscheinen sie ja nicht viel groesser als die von Galapagos, also
muss man naeher ran. Da kommt schon der erste - ca. 3 m lang - mit beeindruckendem
Watschelgang. Ob ihn unser Bootshaken ebenso beeindruckt? Kurzfilm
Festtanz?
Der zweite, den wir erst fuer einen Baumstamm halten, kommt auch in Bewegung und
nimmt zuengelnd eine Geschmacksprobe aus der Luft, waehrend der erste und dritte
sich unerklaerlich im Kreis drehen, als gaeb es bald was zu feiern. Langsam und
geduckt schiebt sich Urtier Nr. 1 naeher,
sicher damit wir es besser fotografieren koennen.
Missverstaendnis
Waehrend dieses letzte Foto in Bootshaken-Distanz klickt, wird die Lage
irgendwie unbehaglich. Instinktiv erklaeren wir uns ebenfalls als unter
Naturschutz stehend und ein 2 kg schwerer Stein landet (zum Glück leider genau) auf der
Stirnplatte des Nimmersatts. Nr. 3 eilt zu Hilfe, kriegt einen Warnschuss an den
Hals und beide fluechten in's Gebuesch. Nr. 2, der Baumstamm, respektiert
irritiert den Bootshaken. In unserer grenzenlosen Dummheit meinten wir, alle
Warane waeren Vegetarier. Nun haben wir was dazu gelernt und sehr sehr viel
Glück gehabt.
Aus sicherer Distanz
beobachten wir die naechsten 2 Tage vom Boot aus noch das Strandleben: Seeadler,
Affen, Rotwild und Wildschweine. Letztere - ja bekannt als sehr kluge Tiere -
nehmen flott reissaus, sobald ein Waran auftaucht. Ist auch besser als gemeine
Steine zu werfen. Sorry.
Vom Indischen Ozean in das Suedchinesische Meer
kommt man, wenn man in wenigen Stunden vom gruenen Sued-Rinca zum kargen
Nord-Komodo segelt. Oder segelt und motort. Manchmal auch gar nicht, wenn der
Strom genau gegenan steht, zu erkennen an den gewaltigen Wasserwirbeln - den
Eddies. Auch Ausflugsboote (im Bild), die hier gelegentlich von Flores oder
Lombok aus aufkreuzen, tun sich dann schwer.
Lombok
koennte als Schwesterinsel von Bali bezeichnet werden, gehoert aber provinziell zur
oestlichen grossen Insel Sumbawa. Hier in der Medana Bay im Nordwesten ist 2
Wochen zuvor vor einem kleinen Dorf eine ruehrige neue Marina mit Mooringbojen
eroeffnet worden. Richtig mit tollem Dinghy-Anleger, Duschen und Rundum-Service
durch die Dorfbewohner (Kraftstoff, Aussenboarder-Reparatur, Waescherei,
Massagen, Taxi) .
Ruhe nach dem Sturm
Zur Eroeffnung der Marina waren 62 Boote einer internationalen Indonesien-Regatta kurz da,
alle haben mit angepackt, waren begeistert, dass die Welt in ihr kleines Dorf
kommt, und jeder hat davon profitiert. Nun ruhen sie sich erst einmal aus und
verwoehnen nur die TRUANT-Crew mit taeglichen Massagen (umgerechnet 3 Euro fuer eine
Stunde). Nachfolgende Segler sollten sich die Koordinaten merken!
Bienenfleissig
sind sie, ob auf den Reisfeldern, am heimischen Webstuhl oder im Kunsthandwerk.
Und an ihrer herzlichen Gastfreundlichkeit gegenueber Fremden koennten wir
Deutsche uns ein Beispiel nehmen.
Sundowner in Senggigi
Lombok bietet auch erstklassige Hotels,
grandiose Vulkane, viel Natur und sonnige Straende, nur nicht so teuer und
ueberlaufen wie auf Bali. Und wer sich nicht nur am Buffet festbeisst und
unter die Leute geht, bekommt den Grundkurs in Fremdenfreundlichkeit gratis.
Lass los Lothar !
Noch zwickt es, aber bald wird er sich auf feste Nahrung umstellen, etwa
Erdnuesse, wie seine aelteren Kollegen am Strassenrand in den Bergen von Lombok.
Tempel allerorten
Grosse Religionen sind Kulturstifter, aber u.E. noch weit mehr Kulturvernichter.
Deshalb kommen ihre Prachtbauten bei unseren Erkundungen und Beschreibungen
meist zu kurz. Da sie hier ueberall zum Landschaftsbild gehoeren, eine Ausnahme:
der Lingsar-Tempel der Sasak-Ureinwohner Lomboks - mit seinen
geisterabschreckenden Tuerpuppen und Opferschreinen eine gelungene Mischung aus
hinduistischen und islamischen Elementen sowie einer Prise Ahnenkult.
Farewell Party
Am letzten Abend in der Medana Bay Marina sind die Jungs besonders gut drauf.
Fuenfeinhalb Stunden geben sie ein unvergessliches Nonstop-Konzert heimischer Lieder...
... und verabschieden sich spaet und heiter ob der guten
Stimmung und des Rotweins mit ihrem Doppel-Auslegerboot in die dunkle Nacht.
Kurzfilm
Auf
nach Borneo
Wir verlassen Lombok und stecken prompt wieder in der Flaute. Die
Wettervorhersagen stimmen nie in diesem Gebiet; liegt wohl am naeherrueckenden
Aequator und seiner Kalmenzone. Meist unter Motor und in Delphinbegleitung geht
es nach Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos.
Maritas Bericht folgt am Ende von Teil 2