Indonesien (Teil 2)
Kumai
Die Stadt liegt 16 nm landeinwaerts am gleichnamigen Fluss im Suedwesten Borneos.
Trotz einer frischen Goldmine noch ein verschlafenes Nest mit merkwuerdigen
grauen Hochhaeusern. Von hier aus wollen wir mit einem hoelzernen Boot (im Bild)
eine Flusstour in den Dschungel machen und unsere Ahnen besuchen, insbesondere
die Orang Utans, die es nur noch hier auf Borneo und auf Sumatra gibt.
Ruhepause fuer TRUANT
Adi, dessen Familie ein solches Boot besitzt, organisiert fuer uns eine
4-koepfige Crew und einen Wachmann fuer TRUANT, die mitten im Fluss ankert. Die
Tour soll 2 Tage dauern und 43 km flussaufwaerts durch die Seitenarme gehen.
Die Crew
mit Captain Yahya, Koch Apai, Guide Yepy und Assistent Rio. Nur Yepy spricht
englisch, aber nach einigen babylonischen Palavern geben auch die andern drei
bald ihre anfaengliche Zurueckhaltung auf und krabbeln an's Oberdeck.
Vorbei an einsamen Huetten, bunten Farnen und Voegeln, Flusspalmen, kleinen Krokodilen und winkenden Fischerfamilien werden die Flussarme immer schmaler, das Wasser immer klarer, die Baeume immer hoeher. Nach 5 Stunden Tuckerfahrt erreichen wir Camp Leakey, eine 3-Huetten-Station, deren Aufgabe es ist, verwaiste, kranke oder ehemals gefangene Orang Utans wieder auszuwildern.
Erster Flirt
Am Anleger begruesst uns der erste Geselle. Bitte nur keine Missverstaendnisse
mehr wie auf Rinca. Pflanzenfresser schoen und gut, aber bei einem Lebendgewicht
bis 150 kg macht man sich schon Gedanken, wenn kein Zoo-Zaun dazwischen ist. Ein
Hinweisschild informiert: keine Probleme, nur bitte nicht in eine Linie zwischen
Maennchen und Weibchen stellen. Aha.
Wer einmal aus dem Blechnapf isst
Also stellen wir uns dahinter. Dieser Dame gefaellt es im Camp so gut, dass sie
nicht mehr weg will und lieber hier viele Kinder zeugt, die dann aber
ausgewildert werden muessen. Warum haben wir das eigentlich verlernt, so
effizient mit Haenden und Fuessen zu essen?
Runter kommen sie immer
Zumindest wenn Neugier oder Hunger es verlangen. Lautlos schwebend, als gaebe es
keine Schwerkraft, kommen sie aus allen Richtungen. Wir haben sie beim
Bettenmachen gestoert. Jeden Abend basteln sie sich aus Blaettern und Zweigen
ein neues Bett an anderer Stelle hoch oben.
Schwere Jungs und leichte Maedchen
King Louis persoenlich kommt als letzter herunter und muss nach dem Rechten
sehen. Warum schaut er so boese? Warum beschlaegt die Kameralinse gerade jetzt?
Ist es die hohe Luftfeuchtigkeit oder Angstschweiss des Fotografen? Vielleicht
will er ja nur endlich von seinen albern bekleideten Verwandten wissen, wie sie
das Feuer machen?
Verweis!
Letzte Warnung - lasst meine Frau in Ruhe! Sagt dieser strenge Blick. Ups, Queen
Louise liegt direkt hinter uns und spielt "Welcome Sailor".
Kindererziehung
Ein paar Kilometer Fussmarsch mit unserem Guide weiter treffen wir auf diese
Mutter mit Kind. Nach dem Abendbrot gibt es noch einige Kletteruebungen,
anschliessend etwas Lausen zur Entspannung und eine Gute-Nacht-Geschichte. Auch
fuer uns wird es Zeit, zum Boot zurueck zu kehren.
Dinner for Two
Das Boot wird zur Nacht irgendwo in die Uferbuesche manoevriert, die Gaeste mit
einem leckeren Candle-Light-Dinner verwoehnt und zum Schluss darf der gemeinsame
Absacker nicht fehlen. Im Moskito-Netz unterm Sternenhimmel hoeren wir -
unvergesslich - die Nachtmusik des Dschungels. Morgens geht es in einen weiteren
Seitenarm - zum naechsten ...
Affentheater
Beiderseits des Flusses sitzen sie in den Wipfeln und waermen sich an den ersten
Sonnenstrahlen. Eine ganz besondere Spezies, die es nur hier gibt und so heisst es in keinem Zoo
anzutreffen ist, weil sie in Gefangenschaft jede Nahrung verweigern und nach
einer Woche sterben wuerden.
Langnasenaffen
oder wie sie die Einheimischen in Anspielung auf ihre Kolonialgeschichte
schlicht nennen:
"Dutch Monkeys".
Voellig losgeloest
Ob 30 oder 40 m unter ihnen harter Boden oder der Fluss ist, sie springen von
Baum zu Baum, dass die Aeste krachen und die Kamera nicht mitkommt.
Ohne Worte
wuerde hier als Bildunterschrift reichen. Oder: Da fehlen einem die Worte.
Oder unsere Enkel wuerden schlichtweg sagen: Affengeil!
Zurueck in Kumai
das Uebliche: Sprit und Proviant bunkern fuer den naechsten laengeren Schlag.
Dabei finden wir noch heraus, was es mit den grauen Hochhaeusern auf sich hat.
Es sind Legebatterien fuer Schwalbeneier, die teuer nach Japan verkauft werden.
Die riesigen Kaesten haben seitlich viele kleine Loecher, manche frontseitig
bunte Fensterattrappen (Bild links). Bevor sich die Schwalben mit TRUANTs Rigg
anfreunden, verschwinden wir schnell. Ein letzter Gruss der fleissigen Maurer.
Sumatras
heissen hier die schnell durchziehenden in Linie aufgereihten Gewitterfronten.
Und davon gibt es unterwegs reichlich welche auf die Muetze. Erstes Anzeichen
sind zerzauste Voegel, die Schutz suchen, dann kommen die Boeenwalzen in Serie,
vermischt mit kurzlebigen aber nicht ungefaehrlichen Wasserhosen. Unten rechts
ein typisches Radarbild. Danach wieder Totalflaute. Nirgendwo musste TRUANTs
Motor bisher so leiden wie hier in Indonesien.
Riau-Inselgruppe
Mit den letzten Tropfen Diesel erreicht TRUANT die suedlichen Inseln der
Riau-Gruppe 100 nm vor Singapur. Grosse und kleinste nur mit Schwimmwimpeln
gekennzeichnete Fischernetze wollen umfahren werden, aber die Unberuehrtheit der
Landschaft gefaellt uns. Die Fischer leben in kleinen Stelzendoerfern am Ufer,
und wir brauchen Sprit.
Letzte Tankstelle vor Aequator
Am zweiten Ankerplatz werden wir auf der Insel Kongka Besar 4 nm suedlich des
Aequators fuendig. Die Fischer fahren kaum ueberhoerbare 1-Zylinder
Dieselmaschinen, einer wird morgens herangewunken und bekommt 3 leere Kanister
a` 20 ltr. sowie 350000 Rupien in die Hand gedrueckt. Mit einem einzigen
indonesischen Wort "sore" verstaendigen wir uns darauf, dass er am
Nachmittag bitte zurueck erwartet wird.
Inzwischen beehren uns die Kinder. Einer paddelt geschickt im Stehen, der zweite angelt. Wieder gibt es Fisch gegen Bonbons, wie in San Blas.
Am Nachmittag kommt die ganze Familie und hievt die vollen Kanister ueber. Dass sie an Bord kommen duerfen, lassen sie sich nicht zweimal sagen und wir bedanken uns mit kleinen Geschenken.
Schluss mit Kopfstehen
Am 4.11.2009 um 0241 UTC quert TRUANT genau an dieser Stelle den Aequator
nordwaerts (siehe oben Breite=0). Die Sonne steht ab sofort wieder wie es sich
gehoert im Sueden und bewegt sich nach rechts, Mond und Sternbilder kippen
zurueck in die richtige Richtung und die Hochdruckwirbel drehen auch wieder
rechts herum.
Nongsa Point auf Batam
mit seiner luxurioesen neuen Marina ist der Schlusspunkt einer kurzen aber sehr
spannenden Reise durch Indonesien. Nach einer Landtour auf Sumatra mit unserer
Tochter geht es nach Singapur, schon in Sichtweite gegenueber.