Kapverdische Inseln
Abschied von Europa
Aus der Bucht von San Sebastian/Gomera startete Kolumbus zu seiner ersten
Fahrt in's Unbekannte - ohne Satellitennavigation, ohne Detail-Karten und mit
schlichter Eieruhr. TRUANT verlässt
den komfortablen Sportboothafen; die Crew winkt ein letztes mal und ist
gerührt vom Gesang der Nebelhörner. Adé Beagle, Grote Baer, Christine, Freya,
Jason, Karminda, Malesh und Shalom.
Schneller als die Sonne
TRUANT schafft bei gleichmäßigem Passat 2 Breitengrade täglich
Richtung Kapverden. Die Sonne bringt es nur auf einen Breitengrad pro 3
Tage.
Highlight: Totale Mondfinsternis am 27.10. vor fantastischem Sternenhimmel
auf See.
Land im Weg
Nach 7 1/2 Tagen und 804 nm kommt die nordwestliche Inselkette der
Kapverden Sao Nicolao, Sao Vicente und Santo Antao in Sicht. Obwohl uns
die Düse zwischen den Inseln voll in den Griff nimmt (7-8 Bft.), fällt
der Anker erst nach Sonnenuntergang in der Bucht von Mindelo/Sao Vicente.
Mindelo, die heimliche Hauptstadt
des Archipels, war früher Drehscheibe des christlichen Sklavenhandels
und später Spionagefiliale von Casablanca. Unter Seglern hat die Stadt
mit sicherer Ankerbucht und ausreichenden Proviantierungsmöglichkeiten auch
heute leider keinen guten Ruf - zu Unrecht, meinen wir. Einige Skipper mit Golduhr und lockerer Geldbörse
behaupten, hier bestohlen worden zu sein. Wir waren zweimal mehrere Tage hier
gerne vor Anker, und hatten nicht den Eindruck, dass es krimineller zugeht
als anderswo.
Sydney ist unser Steuermann
Der 15-jährige Boy sorgt für das Übersetzen an Land,
für die Müllentsorgung und Dieselauffrischung, für die Reinigung
des Unterwasserschiffes inkl. Propellerputzen, und passt zuverlässig
auf Boot und Beiboot auf. Stimmt, was unser seefahrender Sohn in einer email über
die Kapverdianer zuvor geschrieben hatte: "Behandelt sie mit Respekt, das sind
ganz feine Menschen".
Täglich Live Music
Dank Sydney können wir uns so auch abends unbekümmert in das
Landleben stürzen.
Mojitos und Langusten statt Bier und Buletten zum gleichen Preis.
Der Wassermacher
Gemeint ist in diesem Fall nicht der Dorfpriester, der erfolgreich
Regen herbei betet (es soll manchmal jahrelang hier nicht regnen), sondern
eine kleine bordtaugliche Meerwasser-Entsalzungsanlage, die 30 Liter bestes
Trinkwasser pro Stunde produziert. Wir hatten sie noch kurzfristig auf
Gomera telefonisch in Deutschland bei www.shipshop.de bestellt. Dann haben
wir natürlich gebetet, dass dieses kostbare Teil unbeschadet zu uns
gelange.
Westlichstes Dorf Afrikas
Es begab sich der glückliche Umstand, dass zwei gute Freunde,
Rainer und Hitschi aus Deutschland, ihren Urlaub in dem unwegsamen Fischerdorf
Tarrafal de Monte Trigo auf Santo Antao gebucht hatten. Diese sportlichen
Persönlichkeiten schnappen nun unseren Wassermacher (33 kg plus Zubehör),
wickeln den Zoll ab und machen sich auf den langen Weg per
Flugzeug, Fähre, Pritschenwagen und Esel. Zeitgleich wir mit TRUANT.
Die Zeit steht (fast) still.
Einige Männer gehen fischen; sie haben bis zu 3 Frauen (inoffiziell auch mehr), die ständig schwerbeladene Körbe - Gemüse
oder Wasser - auf dem Kopf hin und her tragen. Wir werden einer Schulklasse als ziemlich
fremdartige Wesen vorgestellt. Strom gibt es schon stundenweise, das einzige
Telefon ist nicht in Betrieb, weil die Post derzeit einen neuen Anstrich bekommt. Es
gibt auch eine Pension und auf der Bierliste stehen uns bekannte Namen!!!
Bitte an Bord kommen zu dürfen
Im Morgengrauen löst sich ein Fischerboot vom Ufer und TRUANT
hat zwei weitere Besatzungsmitglieder voller Tatendrang mehr - und einen
Wassermacher. Super, danke Rainer und Hitschi.
Lohn der Angst
Von Tarrafal/Santo Antao geht es mit den beiden erst mal zu den versprochenen
einsamen Ankerbuchten mit weissem Strand, Baia do Sao Pedro/Sao Vicente
und zur unbewohnten Insel Santa Luzia. Kristallklares Wasser bis 10 m Tiefe
und neugierige bunte Fische.
Spaziergang auf Santa Luzia
Rainer beim Vierteilen eines großen Steins. Er übt für
den Traum seines Lebens; im naechsten Jahr will er an einem Marathonlauf
teilnehmen. Der Silvesterlauf 2002 mit uns in Emden über schlappe
12,4 km war ihm zu dürftig.
Die Götter müssen verrückt sein
Diese steinerne Pfeilspitze (Bildmitte unten) kam irgendwo von oben,
genaueres weiß man nicht. Rainer sagt, er habe jedenfalls nichts
damit zu tun.
Wasserscheue Krebse
Diese 10 cm großen Exemplare sind bei jeder Brandungswelle
weggerannt.
Wer hat an der Uhr gedreht?
Schaut man nicht auf die Uhr, vergeht die Zeit noch schneller (hatten
wir schon verlernt). Mit unseren Gästen wollen wir noch einmal rund Sao
Vicente zurück
nach Santo Antao, bevor die beiden wieder in das deutsche Novemberwetter
abtauchen müssen. Adé Santa Luzia - in der Karibik gibt es ja auch noch ein Gleichnamiges.
Punta do Sol / Santo Antao
Wohl kein Hafen für Segelschiffe (obwohl das Hafenhandbuch dies
nicht ausschließt) an der Nordspitze Santo Antaos, aber die Fischer
werden ganz gekonnt mit der Brandung und den Klippen fertig. Immerhin haben
sie schon Außenborder.
Solide Fischergemeinschaften
Sie arbeiten und essen gemeinsam und schnattern den ganzen Tag. Der
Fischfang erlaubt ein einfaches aber offensichtlich zufriedenes Leben.
Oberhalb des Ortes gibt es auch eine Schweinezucht und das Gemüse
wächst gut an den Nordhängen der Berge.
Hochland von Santo Antao
Vorbei an einsamen Hütten geht eine holprige Autostraße
von Süd nach Nord bis auf 1500 m. Unser Miettaxi kostet für
4 Personen und einen ganzen Tag mit Fahrer umgerechnet 75 Euro (8000 Kapverdische
Escudos).
Blick in den Krater Corda, 950 m
Fruchtbare Erde. Wir sinieren, ob Erbrecht hier wohl eine Bedeutung
hat.
Stilleben am Steilhang
Dicker Krater mit dünnem Wasserfall
Trockenes Flussbett zwischen saftigen Hängen
Was für die verkümmerten Beinmuskel
Von Punta do Sol (im Bild) geht es über eine kleine Bergstraße
zum Nachbardorf Fontainhas.
Fontainhas /Santo Antao
Nach 2 Stunden Fußmarsch finden wir im Ort sogar den einzigen
Laden, um etwas zu trinken. Ein scheinbar von der Aussenwelt abgeschlossenes
kleines einfaches Paradies am Steilhang einer Schlucht.
Menschen
In Leserichtung: kapverdische Schönheit; fleißige Frauen;
schwatte Deiwel beim Frühstücksangeln; Schulkinder auf dem Heimweg
Was schwabbelt und krabbelt
In Leserichtung: Pilotwal unterwegs; schlapper Fliegender Fisch an
Deck; Grille beim Fieren der Schoten unterwegs; Pica Paus auf Santa Luzia.
Maritas Bericht ueber Kapverden
Wir werden jetzt noch einen kurzen Abstecher nach Sao Nicolao machen und in der ersten Dezember-Woche wird TRUANT Richtung Antillen oder Surinam an der südamerikanischen Nordküste zwischen Amazonas und Orinoco weiterziehen.
Urlaubs-Tipp:
2 Wochen Aktiv-Urlaub auf Santo Antao;
kleine Hotels und Mietautos in den Orten vorhanden
Hin- und Rückflug über Mindelo, dann Fähre