Thailand
Piratengeschichten kurz vor Thailand
Ein bisschen Seemannsgarn muss sein. Zum Beispiel streichen da eines Morgens
mitten in der beruechtigten Malakka-Strasse nahe der winzigen Insel Pulau Perak
zwei Freibeuter herum, fest entschlossen, das naechste reich beladene
Handelsschiff zu entern. Lange muessen sie nicht warten.
Perfektes Manoever
Da kommt schon eins und die Enterhaken, einer vorn und einer hinten, sausen
durch die Luft. Die Mannschaft des 281 m langen Opfers winkt erregt, leistet
aber keinen Widerstand. Der Kapitaen beteuert ueber Funk, er wisse nicht genau,
in welchem Container eventuell Chinesische Seide oder Pfeifentabak sei.
Ueberraschung
Die beiden Luemmel wollen selbst nachsehen und ergreifen die dargebotene
wackelige Lotsenleiter. Oben in 10 m Hoehe wartet schon einer und grinst
unbeschreiblich. Nicht um sie zu erschlagen, sondern zu erdruecken. Ein
leidenschaftlicher Seemann, der eigene Sohn - unser Sohn Andrej.
Hoch die Tassen
Solch ein unglaublicher Zufall muss doch gefeiert werden oder? Wir
haben den Jungverheirateten lange nicht gesehen und werden diesen ersten
Augenblick an Bord nicht vergessen.
Locker und professionell
Nach der entwaffnend herzlichen Begruessung durch den Kapitaen und dem
gemeinsamen Lunch sind wir uns alle einig, dass Piraterie nur sehr selten so
glimpflich und romantisch ablaeuft. Gelaeutert stimmen wir gern noch einer
Schiffsbesichtigung zu, waehrend Klein TRUANT von ein paar Jungs gut im Auge
behalten wird.
Gewaltige Dimensionen
Ab Deck sind es 9 Stockwerke bis zur Bruecke, vom Deck abwaerts 6; der
9-Zylinder-Diesel treibt mit 70.000 PS den Propeller / 8 m Durchmesser an; unten
links das mannshohe Ankerspill und rechts der Schaltraum, in dem die 15 MW
Stromversorgung kontrolliert wird.
Abwaerts wackeln die Knie
Aufwaerts gings ja flott mit sicherem Mutterinstinkt, aber abwaerts wird nichts
riskiert und die Sicherungsleine benutzt. Nach 3 Stunden loesen sich Goliath und
David wieder voneinander, die unheimliche Begegnung auf hoher See ist beendet
und jeder zieht seiner Wege.
Die ersten Thai-Fischer
mit ihren lautstarken Motoren schnippeln am naechsten Morgen an uns vorbei
Richtung Kueste. Ihre Nachtschicht ist beendet, der Fang duerftig.
Harte Extraschicht
10 Meilen vor der Kueste erstirbt TRUANTs Motor schlagartig. Netz im Propeller,
prost mahlzeit. Nach 4 Stunden Jappen und Schnitzen ueberkopf dreht er sich
wieder und der Motor laeuft. Wir intensivieren den Ausguck und sehen noch viele weitere Netzreste knapp an uns vorbeitreiben.
Kleine Entschaedigung
Spaeter ueberlassen uns andere Fischer, denen wir mit vorwurfsvollem Blick das
eingefangene Netz geben, diesen strammen Hornhecht. Sind doch nette Leute und wir
wissen nun, warum sie ihre lange Propellerwelle so leicht und wohl oft aus dem
Wasser hebeln koennen.
Ankerlieger in Ao Chalong
Ueber die Butang-Inselgruppe und Koh Phi Phi Don/Lei geht es zur Suedspitze der
Insel Phuket, nach Ao Chalong zum Einklarieren. Der buerokratische Aufwand dabei
laesst sich gern mit etwas Bakschisch mildern. Hier im Ankerfeld treffen wir die
alten Bekannten SLOW MOTION und BRIO wieder.
Vorsicht Falle
Die Kleinstadt Ao Chalong ist Absprungbasis fuer Tagestouristen zu den
vorgelagerten Inseln. Nicht alle Damen verdienen ihren Lebensunterhalt so solide
wie diese Besenverkaeuferin. Manch aelterer zugereister Kavalier mit Bierbauch
und weissen Soeckchen sieht gar nicht
so gluecklich aus und weiss wohl nicht, wie er seine huebsche Freundin samt
durchzufuetternder Grossfamilie am besten wieder los wird.
Quirliges Revier
Bei der Weiterfahrt durch die Phuket Bay Richtung Norden tauchen immer mehr
bizarre Karstfelsen aus dem flachgruenen Wasser. Und immer mehr
Touri-Schnellboote. Etwas gewoehnungsbeduerftig, aber hier ist von wenigen
Stellen abgesehen noch genug Platz fuer alle.
Ruhe vor und nach dem Sturm
Einige wirklich huebsche Felsformationen und Hoehlen bei Ko Hong sind um die Mittagszeit
total ueberlaufen, aber morgens und nachmittags gehoeren sie uns allein. Kurzfilm
Diese Fischerfamilie hat ein ruhiges Plaetzchen fuer ein Mittagsnickerchen gefunden.
Fischer sin Fronslued
Heino Timpetees ollen Diesel is verreckt un nu lot he sick suetsche von uns no
Hus sleppen. An Land ward de luetten Fischs droecht und denn von de Fronslued
utnanner puhlt. Jo und denn gift datn lecker Mohltiet. Is in Thailand nich
anners as bi de freesische Fischers.
Pang Nga Bucht
Waehrend nur eine Meile weiter am "beruehmten" James Bond Felsen
taeglich Tausende von Urlaubern im Schnellgang durchgefuettert werden, liegen
wir hier ungestoert hinter Ko Yang und erforschen die unbewohnte Insel. Herrlich
- keine Krokodile, keine Warane.
Das Wasser ist sehr flach und trueb, also nichts fuer Schnorchler und Taucher, aber die hohen Felsspitzen ringsum sind einfach toll. Wir entspannen trotz der Hitze noch ein wenig, bevor die Regenzeit beginnt und die lange Saison fuer uns bald zuende geht.
Der Kopf ist kaum noch aufnahmefaehig und so ziehen diese Landschaften wie im Traum vorbei. In der naechsten Saison muss das alles noch genauer untersucht werden; auch Landfahrten in Nordthailand, Laos und evtl. Vietnam stehen auf dem Programm.
Tipp
Ein kleines nettes Ressort an der Norwestkueste von Ko Yao Yai. Hier warten wir,
bis uns die richtige Springtidenwelle durch den flachen Kanal in die Boat Lagoon
Marina auf Phuket gegenueber befoerdert.
Boat Lagoon Marina Phuket
Mit Langkieler ohne Bugstrahlruder ist es gar nicht so einfach, rueckwaerts in das
ueberflutete Dock unter der Krananlage einzuparken. Mit Fremdhilfe und gutem
Zuspruch der SOLA GRACIA Crew Ruediger und Eva klappt es ohne Kratzer (Foto
Ruediger) und dann steht TRUANT auf dem Trockenen.
Nur Mut Herr Koenig!
Bhumibol und Sirikit werden von ihren Untertanen unendlich verehrt, besonders
von der Landbevoelkerung und den armen Fischern. Wieviel Tote braucht es noch,
bevor der dienstaelteste Monarch der Welt die illegale Regierung in Bangkok
feuert? Wir machen erst mal Urlaub in der eigenen Bananenrepublik und melden uns
Ende 2010 wieder.
Maritas Bericht
(der den Piratenakt differenzierter schildert)