Samoa
Damals und heute
Welch ein Glueck, dass wir nordostwaerts 2 Tage zurueck segeln gegen Wind
und Wellen in Kauf genommen haben. Um es vorweg zu nehmen: Samoa hat uns
ueberrascht und begeistert! Auch wenn die Damen etwas zuechtiger gekleidet und
die Herren statt neumodischer Feuerwaffen im Kopf lieber am Feierabend auf dem
Malecon von Apia promenieren, haben sie ihren zeitlosen Lebensstil bewahrt.
Apia
ist die Hauptstadt von Samoa. Zwei Inseln Upolu und Savai'i mit ca. 160 000
Einwohnern und 15 000 Haeuptlingen umfasst dieser pazifische Kleinstaat.
Wir besuchen nur die dichter besiedelte Insel Upolu. Die alte Turmuhr in Apia
steht still, weil Zeit hier keine Rolle spielt. Jeder hat sie.
Flaggenparade
werktags jeden Morgen ist eine wichtige und ruehrige Angelegenheit. Im
Gleichschritt mit Blasmusik geht es durch die Stadt zum Regierungsgebaeude, der
Verkehr steht fuer einige Minuten still und die Strassenpassanten verharren in
Liebe zu ihrem Land, bis der Lappen oben ist. Kurzfilm
Blick zurueck ohne Zorn
In vielen Teilen der Welt sind die Deutschen von Natur aus schlechte Menschen, was
sie ja im letzten Jahrhundert hinreichend bewiesen haben. Nicht so in Samoa.
Hier gedenkt man gern der Kolonialherren von 1899 bis 1914. Diese verstanden es
offensichtlich, alte Traditionen der Einwohner geschickt mit etwas preussischer
Disziplin zu wuerzen. Noch heute werden Kokuspalmen praezise ausgerichtet
angepflanzt.
Bunte Haeuser im Kolonialstil
praegen immer noch das Stadtbild von Apia, wenn auch ein paar Zweck-Hochhaeuser
hinzu gekommen sind. In der quirligen Stadt gibt es alles zu kaufen. Nur die
steigenden Preise machen den Samoanern Sorgen. Innerhalb weniger Monate erhoehen sich zB die Benzinkosten um 400%. Vorsorglich ueben einige jeden Abend
das alternative traditionelle Paddeln. Kurzfilm
Fa'a Samoa
oder Samoan Way of Life gefaellt uns. Was sie machen, machen sie gern und
ausdauernd, kommandieren lassen moegen sie sich nicht. Theo (oben links) bastelt
in 10 Minuten einen perfekten Korb zum Einsammeln von Kokusnuessen. Rechts
gewichtige Skatspieler zur Rush Hour. Unten links 40 Mann in einem Boot. Rechts
Freizeit-Fischer fischt fuer das Abendbrot.
Markt ohne Schliesszeiten
Die geschaeftige Markthalle von Apia ist eine kleine Welt fuer sich. Die besten
Schnaeppchen gibt es vor Sonnenaufgang, das Angebot ist riesig. Garkuechen und
Kava-Staende sorgen fuer die Staerkung zwischendurch. Feierabend ist erst, wenn
alles verkauft ist.
Fuer Leckerschmecker
und natuerlich gegen Skorbut gibt es ebenfalls die feinsten Sachen, zB Steaks
und Eiscream in guten Restaurants an der Waterfront wie "Rain Forest"
und "Paddler". Das einheimische frischgezapfte Bier nach deutschem
Reinheitsgebot heisst VAILIMA.
Bunte Busse
fahren in alle Richtungen der Insel. Sobald alle Plaetze besetzt sind, geht es
los, ohne festen Fahrplan. Unterwegs kann man ueberall zu- oder aussteigen und
es kostet nur wenige Tala (1 Samoa-Tala ca. 30 Euro-Cents). Mit Zeit und Geduld
geht es auf Entdeckungstour.
Gepflegte Landschaften
Kolumbus nannte Kuba das fruchtbarste Paradies, weil er noch nichts von der
Existenz Samoas wusste. Die Insel Upolu (ca. 70 x 20 km) ist ein saftiger
gruener Garten, Strebergaertner haetten ihre Freude. Von Farnen ueberzogene
Regenwaelder reichen bis 1100 m hinauf. (Savai'i 1850 m).
Schmucke Doerfer unter strammer Fuehrung
Ganz Samoa ist parzelliert in Villages. Wohin man tritt, es gehoert zu einem
Dorf. Darin leben mehrere untereinander verwandte Familien in ihren offenen
Fales. Der Haeuptling sieht auf einen Blick, ob jemand unordentlich ist oder
zuviel isst. Sein Wort ist Gesetz und Streitigkeiten erstickt er im Keime. Macht
er Mist, kann er auch abgewaehlt werden. Dieses strenge Gesellschaftssystem hat
auf Samoa den Fremdeinfluessen bisher widerstanden.
Impressionen
Oben: Obwohl Besitz immer nur Gemeinschaftseigentum bedeutet, gibt es sehr wohl
arme und reiche Familien.
Unten: Damen beim Morgenbade; Grab eines grossen Haeuptlings.
Bitte laecheln
Ungefragt lassen sie sich nicht gern so einfach ablichten. Nach einem moeglichst
fluessig vorgetragenen "Fa'a mole mole" (bitte bitte), und das aus dem
Munde eines Palangis, hellen sich die Mienen auf und man/frau setzt sich gern in
Pose.
Herzig
aber irgendwann ist genug. Wo immer man als Fremder auftaucht, heisst es gleich:
"Hier trink mal 'ne Kokusnuss!" So kommt man zwar ohne Hunger und Durst ueber den Tag, aber abends zurueck in Apia hilft doch
ein heisser Cappucino, den Magen zu entkrampfen.
Fuer Sonnenhungrige
gibt es an der Suedkueste Upolus auch Traumstraende mit schneeweissem Sand und
preiswerte Unterkuenfte. Fuer das Nachtleben in der fernen Hauptstadt braucht
man aber einen Mietwagen.
Luftige Quartiere
im Fale direkt am Strand oder in einem Ressort sind nur was fuer Geuebte und
Rheumafreie! Gepflegte Gemeinschaftstoiletten und Umkleideraeume runden das
Angebot ab. Aber wohin mit den Koffern?
Schlichter Tempel ohne Firlefanz
Von den vielen Kathedralen, die auch in Samoa ueberall in der Landschaft stehen,
verdient diese eine gewisse Beachtung. Die weltweite Bahaii-Gemeinde versteht
sich als versoehnendes Bindemittel zwischen 8 monotheistischen Weltreligionen.
Waere zu schoen, wenn sich Priester, Rabbies und Mullahs eines Tages nicht mehr
gegenseitig zur Hoelle wuenschen wuerden.
Robert Louis Stevenson
Autor von "Die Schatzinsel" und "Dr. Jekyll und Mr. Hide"
(und weiteren 47 Romanen) verbrachte in Samoa seine letzten 5 Lebensjahre. Seine
von einem Hurricane zerstoerte Villa wurde wieder aufgebaut und ist heute
Museeum.
Wandertag
unter dem Motto: Wir besichtigen ein Segelboot. Einer der Lehrer uebersetzt den
Kindern und Eltern, dass wir uns in ihrer tollen nagelneuen Marina sehr
wohlgefuehlt haben und bestimmt wiederkommen. Nun muessen wir aber erst mal
selbst weiter westwaerts wandern.